Um Wee vum Recycling- zum Ressourcenzentrum: Erfarungen an Iddien aus der Praxis vu Gemengen a Syndikater
Erfolgreiches Fachseminar mit rund 70 Teilnehmenden aus Gemeinden, Abfallwirtschaft und Sozialsektor
Der Mouvement Ecologique und das Oekozenter Pafendall hatten am 30. Oktober 2025 zu einem spannenden Fachseminar unter dem Titel „Um Wee vum Recycling- zum Ressourcenzentrum“ eingeladen. Die Veranstaltung fand mit Unterstützung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Biodiversität sowie mit der praktischen Unterstützung der Gemeinde im Centre Prince Henri in Walferdingen statt.
Rund 70 Personen – Vertreter:innen aus Gemeinden und Syndikaten, Fachleute aus der Abfall- und Ressourcenwirtschaft, Akteure des sozialen Sektors, Unternehmen sowie interessierte Bürger:innen – nahmen an dem Seminar teil. Ziel der Veranstaltung war es, konkrete Wege aufzuzeigen, wie Recyclingzentren künftig zu echten Ressourcenzentren weiterentwickelt werden können, in denen Wiederverwendung, Reparatur und Teilen im Mittelpunkt stehen.
Nach der Begrüßung durch Vertreter:innen des Umweltministeriums sowie der Gemeinde Walferdingen stellte Andrea Kostrowski von der Deutschen Umwelthilfe im Eröffnungsvortrag zentrale Ergebnisse des Wettbewerbs „Grüner Wertstoffhof“ vor. Sie zeigte auf, welche Kriterien Wertstoffzentren in Deutschland besonders erfolgreich machen – von klarer Besucherführung über ansprechende Gestaltung bis hin zu ReUse-Angeboten und Kooperationen mit sozialen Einrichtungen.
Anschließend gab Tom Majeres, Direktor der CCN S.A. (Centre de Coordination Nationale pour l’Information, la Valorisation et le Compostage), Einblicke in die aktuelle Dynamik in Luxemburg. Die CCN ist verantwortlich für sechs Zentren in Luxemburg, die zum Teil bereits äußerst prägnante Schritte in Richtung ReUse in die Wege geleitet haben. Er erläuterte, wie sich bestehende Recyclingzentren hierzulande Schritt für Schritt zu Ressourcenzentren entwickeln, welche Herausforderungen es gibt und welche Chancen sich für Gemeinden ergeben. So werden Ressourcenzentren zu wichtigen Orten des Zusammenkommens und des Lebens in Gemeinden – mit rund 82.000 jährlichen Zutritten zählt z. B. jenes von Hesperange zu den meistgenutzten kommunalen Einrichtungen nach den Schulen. Ihre Rolle geht damit weit über die der klassischen Abfallwirtschaft hinaus.
Besonderes Interesse fanden die vorgestellten innovativen ReUse-Konzepte – etwa thematische Märkte zu Spielzeug oder Weihnachtsdekoration – sowie Ansätze zur Sensibilisierung der Nutzer:innen durch transparente Kommunikation über die Verwertung der gesammelten Materialien. Auch die Zusammenarbeit mit ECOTREL im Rahmen des Projekts „Social Re-Use“, mit 6.000 gesammelten Geräten, von denen 85 % weiterverkauft werden konnten, wurde hervorgehoben.
Nach einer Pause illustrierten inspirierende Praxisbeispiele aus Deutschland zusätzlich, wie aus reiner Abfallwirtschaft erfolgreiche Modelle für Ressourcenschonung werden können. Sebastian Seibel von der Berliner Stadtreinigung (BSR), Konrad Reitinger vom Zweckverband Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land sowie Claudia Mayer von der ZAK Abfallwirtschaft Kempten stellten innovative Ansätze aus dem Wettbewerb „Grüner Wertstoffhof“ vor. Ihre Beispiele – vom Berliner Recyclinghof Plus mit Gebrauchtwarenkaufhaus bis hin zu umfassenden Bildungs- und ReUse-Konzepten in Straubing und Sonthofen – zeigten eindrucksvoll, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis gelingen kann, angepasst an die jeweilige Größe und Ausstattung der Gemeinden.
Das Seminar machte deutlich, dass die Entwicklung von Recycling- zu Ressourcenzentren nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern vor allem eine große Chance für Gemeinden ist: Sie können zu Orten werden, an denen Nachhaltigkeit konkret erlebbar wird – durch Wiederverwendung, Reparatur und sozialen Austausch.
Einige der im Laufe der Vorträge thematisierten Aspekte seien besonders hervorgehoben:
- Vernetzung der Ressourcenzentren: Grundsätzlich bestand bei den Anwesenden eine Offenheit für eine stärkere Kooperation zwischen den Zentren. Allerdings wären wichtige organisatorische und finanzielle Fragen noch zu klären. So wurde z. B. am Rande der Veranstaltung diskutiert, wie die Absprache zwischen den Zentren in der Prioritätensetzung erfolgen solle. Bedenken gab es auch hinsichtlich des staatlich vorgegebenen landesweiten, wohnortunabhängigen Zugangs (sprich: jedes Ressourcenzentrum muss landesweit für alle Bürger:innen offen sein). Da die Ressourcenzentren derzeit überwiegend von den Gemeinden finanziert werden, stellen sich Fragen zur Finanzierung dieser doch so wichtigen Leistungen.
- Besteuerung von ReUse-Artikeln: Derzeit bestehen unterschiedliche Mehrwertsteuersätze je nach Betreiber (soziale Einrichtung vs. kommerzielle Gesellschaft). Diese sowie Mehrfachbesteuerungen erschweren die Umsetzung von ReUse in der Praxis – insbesondere bei Modellen wie Gebrauchtkaufhäusern. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob für ReUse-Artikel nicht der Mindeststeuersatz gelten sollte.
- Reparatur von Gegenständen: Insbesondere bei Elektrogeräten stellt die Reparatur nach wie vor eine große Herausforderung dar. Die Mobilisierung von Fachpersonal, der Zugang zu Ersatzteilen und die rechtliche Absicherung bleiben Hindernisse. Gleichzeitig wurde betont, dass Repair-Cafés keine Konkurrenz zum Handwerk darstellen, da Reparaturen an Altgeräten für Betriebe selten wirtschaftlich sind. Repair-Cafés bieten hier vielmehr eine wertvolle Ergänzung.
Beim abschließenden Austausch bei einem „Patt“, angeboten von der Gemeinde Walferdingen, wurden zahlreiche Ideen und Kontakte weiter vertieft.
Die Vorträge und PowerPoint-Präsentationen waren sehr anregend und zeigten eine Vielfalt an konkreten Umsetzungshinweisen, die eine Inspiration für alle Gemeinden sein können.
Sehen Sie hier den Video-Mitschnitt der Veranstaltung:












