Rückblick auf die Konferenz zum Strategischen Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft

Am 23. April 2025 fand im Oekozenter Pafendall eine gut besuchte und inspirierende Konferenz mit dem Titel „Strategischer Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft in der Europäischen Union“ statt. Rund 45 Teilnehmer:innen, vor allem Fachleute aus dem Umwelt- und Landwirtschaftsbereich, nahmen an diesem Abend teil – ein deutliches Zeichen für das große Interesse und die Relevanz des Themas.

 

In ihrem Vortrag sprach Faustine Bas-Defossez, Direktorin für Natur, Gesundheit und Umwelt beim Europäischen Umweltbüro (EEB) und Mitautorin des Strategischen Dialogs, über die Kerninhalte des im September 2024 vorgestellten Abschlussberichtes sowie über den Prozess selbst.

 

Zur Erinnerung: Ursula von der Leyen hatte im Kontext der Bauernproteste diesen Strategischen Dialog zwischen 29 verschiedenen Akteuren einberufen, damit diese im Konsens Zukunftswege der europäischen Landwirtschaft festlegen sollten. Denn eine zukunftsfähige Landwirtschaft kann nur dann umgesetzt werden, wenn die Belange von Landwirtschaft, Umwelt und Konsument:innen zusammen betrachtet werden.

 

Im Zentrum der Konferenz standen die Fragen: Wie war der Prozess des Dialogs organisiert? Wie gelingt es, in einem zunehmend polarisierten Umfeld Kompromisse zwischen Landwirtschaft, Umwelt, Handel und Gesellschaft zu finden? Und wie kann eine gemeinsame Vision für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem in Europa aussehen?

 

Aus der Vorstellung der Referentin ging klar heraus, dass die von der Präsidentin der EU-Kommission aufgetragene deutliche Mission, einen Konsens zu finden zu müssen, entscheidend war, dass sich alle Beteiligten diesem Prozess und Ziel verpflichtet hatten. Dies schlug sich in der beträchtlichen Anzahl an Treffen (100 Stück!) innerhalb von 7 Monaten nieder, wobei auch der informelle Teil der Treffen für ein gemeinsames Verständnis auf persönlicher Ebene wesentlich zum Finden einer gemeinsamen Strategie beitrug und eine Konsensfindung erheblich begünstigte.

 

Die im Abschlussbericht festgehaltenen Prinzipien, Ziele und Maßnahmen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft mögen aus Sicht von Umweltorganisationen (und wohl auch für den landwirtschaftlichen Sektor) inhaltlich nicht neu oder besonders revolutionär sein. Denn die Stellschrauben sind bekannt. Das Historische an dem Strategischen Dialog ist jedoch, dass dieser von allen Beteiligten – auch aus Lebensmittelindustrie, Handel und Landwirtschaft – getragen wird.

 

Etwas enttäuschend ist, dass sich diese Prinzipien nur begrenzt in der Vision des neuen Agrarkommissars Christophe Hansen wiederfinden. Zwar gibt es kaum direkte Widersprüche zwischen beiden Dokumenten, doch fehlen in den Visionen des neuen Agrarkommissars wichtige konkrete Maßnahmen. Z.B. jene, wie eine Diversifizierung der Landwirtschaft zur Erzeugung von mehr pflanzlichem Eiweiß für den direkten menschlichen Verzehr (Linsen, Soja etc) mit einer Reduktion des Fleischkonsums einhergehen könnte – was wesentlich zur Lösung von Umweltproblemen beitragen würde.

 

Die anregende Diskussion im Oekozenter im Anschluss an den Vortrag und vor allem beim „Patt“ zeigte: Die Bereitschaft zum Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren und Sichtweisen ist definitiv da – und sie ist dringend notwendig. Denn nur gemeinsam lassen sich Wege finden, um einerseits landwirtschaftliche Perspektiven zu sichern und andererseits Umwelt- und Klimaziele zu erreichen. Besonders erfreulich war, dass der intensive Austausch beim anschließenden Umtrunk fortgesetzt wurde. Das Gesprächsbedürfnis unter den Teilnehmenden machte deutlich, wie wichtig solche Begegnungen für das gegenseitige Verständnis und die Entwicklung gemeinsamer Lösungen sind.

 

Für alle, die nicht dabei sein konnten: Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist hier einsehbar. Die Folien von der Referentin finden Sie in den Downloads.

 

Außerdem wurde ein begleitender Podcast in der Serie „Ouerestëppler“ produziert, der zentrale Themen und Positionen der Konferenz aufgreift – ideal für alle, die sich vertieft mit der Thematik auseinandersetzen möchten.

 

Danke an alle Teilnehmenden für ihr Kommen und ihr Engagement und wir freuen uns auf die Fortsetzung des Dialogs!

 

Aufzeichnung der Konferenz:

 

 

 

 

 

Hören Sie den Podcast mit Faustine Bas-Defossez: