Gesundheit – Ernährung
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Reform von “Restopolis”: ein Meilenstein in der Verpflegung von Schulkantinen

Mit 45.000 Essen pro Tag bzw. 3 Millionen Gerichten pro Jahr stellen die Schul- und Gemeinschaftskantinen, die von “Restopolis” beliefert werden, einen potenziellen Absatzmarkt für die Luxemburger Landwirtschaft dar. Dies im Besonderen aus der Sicht der biologischen bzw. regionalen Landwirtschaft sowie kleinerer und mittlerer Betriebe. Gerade staatlich subventionierte Kantinen – so die langjährige Forderung des Mouvement Ecologique – sollten Vorreiter dabei sein, einen hohen Anteil an Produkten aus kurzen Kreisläufen und somit aus heimischer Landwirtschaft zu nutzen.

Der Beschluss, die Struktur von  “Restopolis” zu einer regelrechten Verwaltung fortentwickeln, stellte daher eine ideale Gelegenheit für den Mouvement Ecologique dar, sich dafür einzusetzen, dass das von der Regierung selbst proklamierte Ziel “mehr bio und mehr regional” verstärkt in die Praxis umgesetzt wird.

Genau dies soll nun erfolgen, wie in einer Pressekonferenz des Erziehungsministeriums und Verantwortlichen der Restopolisverwaltung – in Präsenz der „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“ sowie dem Mouvement Ecologique dargelegt wurde.

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Es ist in diesem Zusammenhang schon recht einmalig, dass der Mouvement Ecologique an einer Pressekonferenz eines Ministeriums teilnimmt.

Im Dossier „Restopolis“ hat sich der Mouvement Ecologique jedoch sehr bewusst zu diesem Schritt entschlossen. Seit Jahren engagieren wir uns, wie erwähnt – in weiten Teilen zusammen mit der „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“ – für entsprechende Reformen in der Versorgung der Schulkantinen. Mehrere Stellungnahmen wurden verfasst, diverse Unterredungen fanden statt, Konferenzen wurden organisiert u.a.m.

In den Gesprächen mit dem Unterrichtsminister und seinen Beamten sowie Verantwortlichen von Restopolis zeigten diese sich sehr offen. Zahlreiche wichtige Vorschläge vom Mouvement Ecologique und der „Letzebuerger Landjugend“ wurden dabei aufgegriffen.

Die großen Verbesserungen für die zukünftige Versorgung der Schulkantinen (die auch im genannten Gesetz aufgenommen wurden) sind u.a.:

 

  • Bis dato konnten kleinere bis mittlere landwirtschaftliche und gartenbauliche Betriebe ihre Produkte kaum bei „Restopolis“ anbieten. So entging den Landwirten ein doch sehr großer Absatzmarkt. Gerade diesbezüglich findet nun eine fundamentale Reform statt: mittels einer digitalen Plattform kann sich nun jeder Betrieb an einer Ausschreibung beteiligen. Dies ist ein Quantensprung für die Absatzmöglichkeiten der Luxemburger Betriebe.
  • Darüber hinaus wird nicht mehr der Preis der Lebensmittel das alles entscheidende Kriterium bei der Ausschreibung sein. Biologische bzw. regionale Produkte werden gefördert und haben Vorrang.
  • Gebrochen wird dann auch mit der Vorgabe, dass quasi alle Schulkantinen in einer Woche das gleiche Gericht auf dem Menüplan haben. Denn gerade auch diese Bestimmung verhinderte, dass kleinere Produzenten „mitmachen“ konnten. Sie produzieren nicht genug von einer bestimmten Ware, um an einem Tag tausende Schüler:innen in einer ganzen Reihe von Schulkantinen damit zu versorgen.
  • Und sehr wichtig auch: das vegetarische und das vegane Angebot werden noch weiter ausgebaut.

Die Liste der positiven Neuerungen ließe sich fortführen. Nun wird es ein Jahr Testphase geben, um zu schauen, ob auch die Ziele erreicht werden können und ob eventuelle Nachbesserungen sinnvoll sind. Zudem müssten die Landwirte ja nun auch über die neuen Absatzmärkte informiert werden.

Diese Neuerungen sind ein äußerst wichtiger Schritt in Luxemburg zur Förderung der biologischen und regionalen Landwirtschaft. Endlich erhalten Landwirte recht garantierte Absatzmöglichkeiten und können ihre Produktion bzw. deren mittelfristige Planung darauf ausrichten und sogar ggf. neu gestalten. Diese Neuerungen sind dann auf von zentraler Bedeutung für den Biolandbereich, dem ebenfalls weitaus bessere Vermarktungsmöglichkeiten offen stehen.

Das Erziehungsministerium zeigt mit dieser Reform, dass es nicht nur darum, geht an die Verantwortung der einzelnen Konsumenten zu appellieren, biologische und regionale Lebensmittel zu kaufen, sondern es selbst bereit ist, Verantwortung durch eine strukturelle Reform zu übernehmen.

Angesichts dieser Tatsache hat der Verwaltungsrat des Mouvement Ecologique entschieden, an der öffentlichen Vorstellung der Reformen teilzunehmen.

Bleibt zu erwähnen, dass es das erste Mal seit ganz langem ist, dass ein Minister derart auch anerkennt, dass das Engagement von NGOs zu positiven Veränderungen führte. Dies ist gerade in diesen Zeiten, wo auch das Engagement nicht immer so einfach ist, besonders positiv zu werten.