Umweltpolitik
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Regionale Süden: Mehr Biodiversität mit innovativen Projekten: Das Fallbeispiel «Gadderscheier»

Mit diesen Zeilen möchte die Regionale Süden über ein interessantes Vegetations/Rekultivations-Projekt informieren. Es geht hierbei um ein Versuchsprojekt, bei dem in erster Linie die Knollen der Orchidee (Pyramiden Orchis, Anacamptis pyramidalis) und die «Gras-Platterbse, Lathyrus nissolia», mitsamt der Substratschicht zunächst abgetragen und dann an einem neuen Standort eingebaut wurden.

In den 80er Jahren wurde in Differdingen die nationale IZ Haneboesch ausgewiesen. Mehrere Flächen, die zur Ansiedlung von neuen ausschließlich internationalen Firmen reserviert waren, wurden jedoch bis heute nicht belegt. Infolgedessen hat sich eine spezifische Fauna und Flora auf diesen brachliegenden Flächen «entwickelt». Von lokalen Umwelt- und Naturschützer wurden bereits 2012 seltene Pflanzen und Tiere (wie bspw. Pyramidenorchidee, Kuckucklichtnelke, Schwertlilie, Mädesüß, Restbestand an Schilf, großer Feuerfalter, Mädesüßperlmutterfalter) an diesen Standorten nachgewiesen. Als die Gemeinde Differdingen ebenfalls Interesse an einzelnen dieser Industrieflächen beim Eigentümer, dem Wirtschaftsministerium, bekundet hatte und von der Idee der lokalen Umwelt- und Naturschützer zur «Ausweisung von Schutzzonen» überzeugt werden konnte, wurde 2016 eine fachmännische Bestandsaufnahme in Auftrag gegeben.

Eine dieser Flächen «auf Elter» wurde allerdings nicht der Gemeinde Differdingen sondern einer neuen Firma überlassen. Das Wirtschaftsministerium konnte aber ebenfalls von der Idee der «Schutzzonen» überzeugt werden, und zeigte sich damit einverstanden, einen nicht unerheblichen Teil der Fläche «auf Elter» aus der nutzbaren Parzelle herauszunehmen und in dem neuen PSZAE als Schutzzone entlang der Korn und der Rouerbaach, festzuschreiben. Dabei folgte das Ministerium quasi bei der Ausweisung der Grünstreifen für die neue Firma OCSIAL jener Studie, welche von der Gemeinde Differdingen in Auftrag gegeben worden war. Es sollte ebenfalls erwähnt werden, dass der Firma OCSIAL ein Berater zur Seite steht, um die geplanten umwelttechnischen Kompensationsmaßnahmen zu begleiten.

Wie bereits erwähnt, wurde die Vegetations- und die Substratschicht im Herbst 2018 abgetragen und auf dem Gebiet der Bauschuttdeponie «Gadderscheier» (Gemeinde Sanem) bzw. beim «Wawerbësch» (Gemeinde Differdingen) nach den notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen vor Ort im Mai 2019 auf einer Fläche von 6-8 ha eingebaut. Ein erster Erfolg konnte bereits im Juni 2019 festgestellt werden. Von diesem Erfolg des Projekts konnten sich die Mitglieder der lokalen Umweltkommissionen und der Vertreter der Meco-Regionale Süden anlässlich einer geführten Besichtigung im Juni 2020 überzeugen.

Neben dem Gestalten einer offenen Landschaft mit mehreren Feuchtbiotopen wird auch der bestehende Waldrand in einer nächsten Phase angepasst. Dieser besteht hauptsächlich aus Grau-Erlen und soll zur Steigerung der Biodiversität nach und nach ersetzt werden.
Die möglichen Unterhaltstechniken, wie das einmalige; mehrmalige oder alternative Mähen, sowie die Beweidung usw. wurden ebenfalls erläutert. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen soll dann ein mehrjähriges Programm für die Bewirtschaftung aufgestellt werden.
Zweier Bestandsaufnahmen im Jahr 2019 zufolge, konnten 93 verschiedene Pflanzen bestimmt werden (davon 5 in Feucht-, 69 in Trocken- und 9 in beiden Gebieten). Bei der Begehung im Juni 2020 wurde neben einer großen Anzahl an Schmetterlingen und Heuschrecken auch z.B. 4 geschützte Pflanzen (Pyramiden orchis; Gras-Platterbse; Armleuchteralge; Gift-Hahnenfuß) festgestellt. Die Teilnehmer*innen wurden aber auch darauf hingewiesen, dass es sich um ein Pilotprojekt handelt und der endgültige Erfolg sich erst nach mehreren Jahren zeigen wird.