Mehrweg und Spülanlagen für Events: Wie Gemeinden lokale Veranstalter unterstützen
Gemeinden spielen bei der Umstellung auf Mehrweg bei Veranstaltungen eine Schlüsselrolle. Immer mehr Gemeinden schaffen sich Mehrweggeschirr und mobile Spülwagen an oder bauen Spülstraßen auf. Bei einem Webinar tauschten sie sich über eine Vielzahl praktischer Fragen und Erfahrungen aus. Hierbei ging es auch darum, wie Gemeinden stärker zusammenarbeiten können. Der Austausch ist online verfügbar.
Bei „Green Events“ ist die Nutzung von Mehrweg längst zur Normalität geworden. Seit dem Verbot von Einweg-Plastikgeschirr bei öffentlichen Veranstaltungen am 1. Januar 2023 wird Mehrweg für Essen und Getränke nun flächendeckend ausgerollt. Dies hat Veranstalter und Gemeinden vor verschiedene Herausforderungen gestellt: Welches Geschirr und welche Geschirrspüler eignen sich? Worauf sollte bei der Anschaffung und im Betrieb geachtet werden? Wie können Gemeinden zusammenarbeiten?
Um den Austausch zwischen den Gemeinden zu diesen – und weiteren – Fragen zu unterstützen, hat das Oekozenter Pafendall am 27. September mit Unterstützung des Ministeriums für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung sowie in Zusammenarbeit mit dem Mouvement Ecologique, der Umweltverwaltung, der SuperDrecksKëscht, der Emweltberodung Lëtzebuerg und dem Klima-Bündnis ein Webinar organisiert.
Knapp 90 Teilnehmer:innen von Gemeinden und Syndikaten nahmen an dem Webinar teil. Als Basis für den Austausch stellten Vertreter von Gemeinden und Syndikaten ihre Erfahrungen vor: mit dem Betrieb einer Spülstraße (Dany Scholten, CIGL Suessem – Spullkëscht), mit einem kombinierten „Spül- und Zapfwagen“ (Julien Primout, Gemeng Reckeng op der Mess), mit Spülwagen, Mehrweggeschirr und Eventmaterial (Andy Wagner, Gemeng Beefort) und der Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden (Sebastian Pohl, Gemeng Munneref).
Deutlich wurde, dass viele Gemeinden daran arbeiten, die Bedingungen für müllreduzierte Veranstaltungen auf kommunaler Ebene zu verbessern. Die öffentlichen Zuschussmöglichkeiten für Spülanlagen (die von Sophie Capus von der Umweltverwaltungen vorgestellt wurden) und „Green Events“, die vom Oekozenter Pafendall und der SuperDrecksKëscht koordiniert werden, bieten hierfür einen zusätzlichen Anreiz.
So plant der CIGL derzeit die Anschaffung einer zweiten Spülmaschine und auch die Stadt Luxemburg sowie die Gemeinde Hosingen wollen industrielle Spülanlagen aufbauen, letztere unter der Leitung des Forum pour l’emploi (FPE). Die Anlagen sollen auch von anderen Gemeinden genutzt werden können.
Dies sind gute Nachrichten: denn damit dürften Engpässe, die es in diesem Jahr insbesondere um den Nationalfeiertag herum und in der Hochsaison angesichts der Vielzahl an Feiern, Konzerten und Festivals zweifellos gab, in Zukunft kleiner werden. Auch dürften viele der technischen und praktischen Anfangsschwierigkeiten, die Betreiber mit dem Spülen, der Lagerung und dem Verleihen von Mehrweggeschirr erlebten, allmählich verringert werden.
Viele Lehren konnten bereits gezogen werden, gerade im Hinblick auf kleinere und mittelgroße Veranstaltungen (mit unter 1.000 Gästen), wo die Gemeinden eine Schlüsselrolle spielen. Einige der wichtigsten Fragen werden im Folgenden zusammengefasst. Weitere Details können Sie den Präsentationen unter Downloads und der Webinar-Aufzeichnung entnehmen.
Mehrweg-Geschirr: wie stelle ich meine Gemeinde gut auf?
Sollte meine Gemeinde Vereinen und anderen lokalen Veranstaltern Mehrweggeschirr zur Verfügung stellen, und wenn ja, wie viel? Wird eine gezielte Anweisung/Sensibilisierung fürs Mehrweg-Geschirr benötigt?
Viele Gemeinden verleihen oder vermieten Mehrweggeschirr an lokale Veranstalter. Um Anforderungen an Logistik und Lagerkapazitäten gering zu halten, aber gleichzeitig zumindest kleinere Veranstaltungen abdecken zu können, begrenzen sich einige Gemeinden auf eine Grundausstattung an Standardbehältern (Beispiel Gemeng Beefort). Bei größeren Veranstaltungen werden Trinkbecher und Geschirr häufig über externe kommerzielle Anbieter gemietet, welche die Behälter bringen, abholen und spülen.
Porzellangeschirr und Gläser sind Plastik in punkto Nachhaltigkeit klar überlegen. Aufgrund von Bruchgefahr und Gewicht kann es jedoch gute Gründe für die Verwendung von Mehrweg-Kunststoff geben, nicht zuletzt bei feuchtfröhlichen Veranstaltungen mit großzügigem Ausschank.
Daher haben einige Gemeinden zusätzlich Mehrweggeschirr aus Kunststoff angeschafft, welches kostenfrei oder gegen geringe Gebühren an Veranstalter verliehen wird. Die Erfahrungen zeigen, dass es in diesen Fällen ratsam ist, dass die Gemeinden den Veranstaltern einige Gebrauchsanleitungen und Tipps mit auf den Weg geben, damit einweggewöhnte Gäste die Behälter nicht doch wegwerfen und Organisatoren die Behälter so spülen und lagern, dass sie hygienisch gereinigt und getrocknet werden bzw. keine Schäden entstehen (z.B. aufgrund zu hoher Spültemperaturen).
So hat die Gemeinde Befort etwa gute Erfahrungen mit einer klaren Beschriftung von Abfallbehältern gemacht. Auch Pfand trägt dazu bei, dass Mehrweg-Geschirr wieder zurückgegeben wird.
Welcher Kunststoff eignet sich für Mehrweg? Wie ist es mit Gemeinde-Aufdrucken auf Mehrweg-Plastikbechern?
Entscheidet sich eine Gemeinde für die Anschaffung von Mehrweggeschirr aus Kunststoff gilt es darauf zu achten, dass er lebensmittelgeeignet (schadstofffrei!), widerstandsfähig/kratzfest, recycelbar und für professionelle Geschirrspülmaschinen (d.h. Temperaturen bis über 100 Grad) geeignet ist.
Einige Gemeinden lassen Mehrweg-Behälter mit ihrem Logo bedrucken. Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass „personalisierte“ Mehrwegbecher bei sammelfreudigen Bürger:innen besonders beliebt sind und es entsprechend zu einem größeren Schwund kommen kann. Außerdem kann der logistische Aufwand unter Umständen größer sein, wenn bei Veranstaltungen viele unterschiedliche (und unterschiedlich bedruckte) Behälter im Umlauf sind, die sortiert werden müssen.
Worauf sollte ich bei der Zusammenstellung des Getränke- und Essensangebots achten?
Generell erleichtert es den logistischen Aufwand vor Ort beträchtlich, wenn die Anzahl unterschiedlicher Behälter, die zum Einsatz kommen, begrenzt ist. Bei der Zusammenstellung des kulinarischen Angebots, sollten sich Veranstalter:innen daher überlegen, welche Art von Geschirr wofür benötigt bzw. welche Getränke oder Gerichte in den gleichen Behältern serviert werden können.
„Spullweenercher“ & „Spullstroossen“: Welche Spülinfrastruktur braucht meine Gemeinde?
Welcher Spülwagen?
Zusätzlich zu den eingebauten Spülmaschinen in den kommunalen Einrichtungen stellen Gemeinden Veranstaltern immer häufiger mobile Spülwagen zur Verfügung. Aufgrund ihrer begrenzten Kapazitäten eignen sie sich vor allem für kleine bis mittelgroße Veranstaltungen. Grundsätzlich braucht es Personal bzw. Freiwillige, die Geschirr einsammeln, spülen usw. Ob ein oder mehrere eigene kommunale Spülwagen sinnvoll sind oder sie vielleicht mit Nachbargemeinden geteilt werden können, hängt letztlich von der Anzahl an lokalen Veranstaltungen ab.
Wenn Kunststoff-Geschirr gespült werden soll, ist es von Vorteil, wenn die Wascheinstellungen auf Kunststoff angepasst werden können und der Spülwagen etwa über eine Trockenstufe verfügt. Ohne diese Funktion muss aus hygienischen Gründen darauf geachtet werden, dass das Geschirr lufttrocknen kann oder von Hand abgetrocknet wird (insbesondere auch vor Transport und Lagerung, da sich sonst Schimmel bilden kann).
Außerdem ist es sinnvoll, dass für Getränkebecher und Essgeschirr getrennte Geschirrspülmaschinen zur Verfügung stehen, da Essens- und Ölreste die Reinigung von Gläsern und Bechern beeinträchtigen können.
Gute Erfahrungen hat die Gemeinde Befort außerdem mit Spülmaschinen gemacht, in welche Gläser und Becher mitsamt Transport- und Lagerungskörben (mit angepasster Halterung) eingeschoben werden können. Dies erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern verhindert auch, dass leichte Becher beim Spülen in der Maschine herumgewirbelt und dadurch nicht richtig gespült werden.
Interessant ist vielleicht auch, dass es kombinierte „Spül- und Zapfwagen“ gibt (Beispiel Gemeng Reckeng op der Mess), in denen gleichzeitig gespült und ausgeschenkt werden kann. Damit ersparen sich Veranstalter:innen umständliches Hin- und Hertragen von Gläsern und Bechern. Allerdings eignet sich das Modell vor allem für kleinere Veranstaltungen. Denn je mehr Gäste bewirtet werden, desto enger wird der Platz im Spülwagen (für Personal und Gläser).
Wie kann ich mit Nachbargemeinden zusammenarbeiten?
Immer mehr Gemeinden nutzen Spülwagen gemeinsam – auch unabhängig davon, ob sie über eigene Infrastrukturen verfügen. So helfen sich zahlreiche Gemeinden gegenseitig, gerade auch bei größeren Events, bei denen ein einzelner Spülwagen nicht ausreicht oder in der Hochsaison, wenn mehrere Events gleichzeitig stattfinden. Einige Gemeinden regeln dies kostenfrei und informell, andere schließen hierfür Konventionen miteinander ab (Beispiel Gemeng Munneref).
Eine Liste der mobilen Spülwagen finden Sie unter https://www.greenevents.lu/downloads/
Welche Anforderungen an Spülstraßen?
Wenn größere Spülkapazitäten benötigt werden, macht die (gemeinsame) Anschaffung einer Spülstraße oft Sinn, ob zwischen einzelnen Gemeinden oder etwa im Rahmen eines Gemeindesyndikats, wie im Falle der „Spullkëscht“ des CIGL Suessem. Hier wurden bereits vielerlei Erfahrungen in Bezug auf räumliche, technische und personelle Anforderungen gesammelt und einige Verbesserungen vorgenommen. So gilt es bei Spülstraßen unter anderem zu achten auf: Raumtemperaturen, Belüftung, Trockenstufe für Mehrweg-Kunststoff, Lagermöglichkeiten – und vieles mehr.
Fazit
Eines ist sicher: Dank der vielen Projekte (einschließlich der geplanten neuen industriellen Spülanlagen in Luxemburg Stadt und Hosingen) wird sich das kommunale Angebot in Sachen Spülinfrastrukturen weiter verbessern. Der Einsatz von Mehrweggeschirr auf Veranstaltungen dürfte damit immer reibungsloser vonstattengehen können. Die Zeiten, in denen Veranstaltungen riesige Müllberge produzierten, gehören endgültig der Vergangenheit an.
Informationen zu Green Events (einschl. eines Leitfadens für Gemeinden): www.greenevents.lu
Bei Rückfragen können Sie sich an unsere Umweltberaterinnen wenden: emweltberodung@oeko.lu
18.10.23