Naturschutz Land- und Forstwirtschaft
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FRÄI LIEWEND HUNNEGBEIEN – HËLLEFT EIS BEI DER SICH!

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„Honigbienen und Imker gehören zusammen. Das ist so fest in unserer Vorstellung verankert, dass es die meisten Menschen sehr erstaunt, wenn sie hören, dass es wildlebende Bienenvölker gibt, um die sich kein Imker kümmert.“ – aus „Honigbienen – Geheimnisvolle Waldbewohner“ (Jürgen Tautz, 2020)

 

Honigbienen werden generell für Honig und andere Bienenprodukte geschätzt und liefern, wie eine Vielzahl anderer Insekten, einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung vieler Blüten.

Heutzutage verbinden die meisten Menschen mit den Honigbienen jedoch leider nur das Bild vom Imker, der seine Bienen in künstlichen Behausungen (Bienenbeuten) versorgt und ohne dessen Hilfe die Bienenvölker längerfristig nicht überleben würden. Dass die Bienen aber ursprünglich meistens in Wäldern zuhause waren, ist kaum bekannt.

 

Ohne Imker keine Bienen?

(C) Roger Dammé

(C) Roger Dammé

Doch freilebende Bienen sind wichtig

Ähnlich wie bei anderen Nutztieren haben die Menschen auch stark in das natürliche Leben der Bienen eingegriffen: Bienen werden in Kästen in Bodennähe gehalten, oft in größerer Zahl nebeneinander, Bienenbeuten werden mit vorgestanzten „Mittelwänden“ aus recyceltem Bienenwachs ausgestattet, nach den Bedürfnissen des Menschen gezüchtet, sie werden gegen Parasiten behandelt und ihnen wird der größte Teil des Honigs entnommen und durch Zucker ersetzt.

 

Bienen vermehren sich über den „Schwarm“, wenn im Frühjahr die alte Bienenkönigin mit einem Teil ihres Volkes den Bienenstock verlässt, um anderswo in einem Hohlraum ein neues Nest zu bauen.

Die weit verbreitete Praxis in der Imkerei, die Bienen am Schwärmen zu hindern, weil dadurch die Honigernte kleiner ausfällt, ist einer der größten Widersprüche der „modernen“ Imkerei: Einerseits hegen und pflegen wir unsere Honigbienen, andererseits hindern wir eine Tierart daran sich auf natürliche Art und Weise fortzupflanzen, sei es durch gezielte Eingriffe im Bienenvolk oder durch züchterische Selektion.

Die Art und Weise, wie Honigbienen heutzutage als Nutztier gehalten werden, hat deshalb auch einen Einfluss auf die genetische Vielfalt der Bienenpopulationen, weil die Imker in die natürliche Auslese eingreifen.

Doch um das Überleben der Art zu gewährleisten, sollten sich Honigbienen auch ohne menschliches Eingreifen von selbst entwickeln und sich an Umweltveränderungen anpassen können, so wie sie es seit Millionen von Jahren geschafft haben.

 

Wild lebende Bienenvölker sind auch der Garant für eine breite genetische Vielfalt, welche ihr Überleben möglich macht.

 

Honigbienen sind Waldbewohner

Zumindest in unseren Breitengraden besiedeln die Schwärme von Honigbienen mit Vorliebe verlassene Höhlen vom Schwarzspecht. Diese Baumhöhlen mit ihren dicken Wänden, welche die Spechte meistens in mindestens 80 Jahre alte Buchen bauen, bieten den Bienen zu jeder Jahreszeit gute klimatische Bedingungen. Hier können die Bienen ungestört ihre Waben bauen, Brut pflegen und Vorräte aus Pollen und Nektar einlagern.

 

(C) Liliane Burton

 

Honigbienen sind auf Großhöhlenbäume sowie vom Menschen geschaffene Höhlen angewiesen

(C) Jacques Pir

(C) Wikipedia

Der Schutz dieser wertvollen und unersetzlichen Höhlenbäume und deren Umgebung muss deshalb unbedingt gewährleistet werden! Denn neben Honigbienen, werden die Höhlen noch vielen anderen Arten (z.B. Fledermäuse, Eulen, Eichhörnchen, Hornissen…) genutzt. (Siehe dazu auch die Veröffentlichung vom Mouvement Ecologique vom Februar 2022 „Prioritäten für den Schutz von wertvollen Biotop- bäumen in unseren Wäldern statt forstwirtschaftlicher Nutzung“)

 

 

 

Doch auch von Menschen geschaffene Hohlräume in alten Gebäuden, nicht genutzte Schornsteine oder Dachböden werden regelmä- ßig von Bienen besiedelt. Ein gutes Beispiel ist die Burg von Esch-Sauer: In der Burgkapelle, hinter einer kleinen Öffnung unterhalb des Dachgiebels, ist vor fast 10 Jahren ein Bienenschwarm in einen ur- sprünglich für Schleiereulen vorgesehenen Kasten eingezogen. Der Kasten ist seither durchgehend bewohnt.

 

Der Verlust Biodiversität macht den Bienen zu schaffen

Die Biodiversität nimmt auch hierzulande rapide ab. Das „Observatoire de l’environnement naturel“ schreibt dazu: „Der derzeitige Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume, der wildlebenden Pflanzen- und Tierarten ist in hohem Maße besorgniserregend.“

Insbesondere der dramatische Rückgang von Blumenwiesen im Offenland (zB. Flachlandmähwiesen), welche normalerweise durch ihre Blütenvielfalt Bienen und anderen Insekten reichhaltig Nahrung bieten, verschwinden durch intensive Landwirtschaft, Zersiedlung und Bebauung der Landschaft.

Auch der hohe Einsatz von Pestiziden ist eine der Ursachen am allgemeinen Rückgang der Insekten.

 

Helfen Sie freilebende Bienenvölker zu finden!

Wissen Sie von freilebenden Bienenvölkern, die in Hohlräumen in Luxemburg leben?

Der Mouvement Ecologique möchte Bienenvölker, sowohl in Baumhöhlen als auch in von Menschen geschaffenen Strukturen, wie alten Gebäuden, Kaminen, Mauern, Dachböden, Nistkästen usw. erfassen.

Da Bienenschwärme oft die gleichen Nisthöhlen aufsuchen, sind auch Standorte von Nestern, wenn diese aktuell nicht besiedelt sind,von Interesse.

Besonders wichtig sind Meldungen von Bienenvölkern, deren Überleben gefährdet ist, sei es durch bauliche Maßnahmen oder wenn ein Baum mit Bienen gefällt werden soll. In den allermeisten Fällen können noch lebende Völker gerettet und an einen anderen Ort gebracht werden.

Melden Sie uns bitte Ihre Beobachtungen (Standort, Datum der Sichtung), ideal mit GPS-Koordinaten und Foto, par E-mail an natur@oeko.lu oder einfach beim Gréngen Telefon 439030-1.

Die Erfassung der Standorte ist einerseits wichtig, um nachzuweisen, dass es noch freilebende Bienenvölker gibt. Andererseits sollen diese Standorte nach Möglichkeit – sei es in Absprache mit den Besitzern oder durch Meldung an die Forstverwaltung – längerfristig geschützt werden.

Verfolgen Sie das Projekt auf www.naturelo.meco.lu

Unter der Adresse naturelo.meco.lu werden wir regelmäßig über die Beobachtungen berichten.

An Mitarbeit interessiert?

Ein Ziel dieser Aktion ist auch die langfristige Beobachtung der gemeldeten Bienenvölker. Jeder Standort soll mindestens 3x/Jahr beobachtet werden, um festzuhalten, ob der Hohlraum von Bienen besetzt ist oder nicht: Eine erste Beobachtung findet nach der Überwinterung der Bienen gegen Mitte März statt; eine zweite nach Ende der Schwarmperiode zwischen Mitte Juli und Ende August; eine letzte Beobachtung vor der Winterruhe gegen Ende Oktober.

Wir würden uns freuen, wenn einige interessierte Personen bereit wären, sich an den Kontrollen einzelner Standorte (z.B. nahe an ihrem Wohnort) zu beteiligen.

 

WO MELDEN: natur@oeko.lu oder einfach beim ‚Gréngen Telefon‘ 439030-1 sowie Roger Dammé, Mouvement Ecologique (691 196 303) oder Amanda Surbey, Honey Bee Wild (661 15 52 50).

 

Ënnerwee mat Naturschützer:innen:

Hunnegbeien am Bësch – De Spiecht als Zammermann fir Beien an aner Aarte – Ënnerwee mam Beiemann Roger Dammé an der Naturbeobachterin Liliane Burton

Mat enger Auswiel un attraktiven, thematesche Visitten ënnert dem Totel „Ënnerwee mat Naturschützer:inne“ well de Mouvement Ecologique interesséiert Memberen d’Méiglechkeet bidden déi konkret Erausfuerderungen an déi praktesch Aarbecht am Beräich Naturschutz vu méi no kënnen ze léieren.

An deem Kader fënnt de Sonndeg, den 3. Juli vun 10.00 bis 12.00 Auer zu Bierden bei Ettelbréck, eng Visite zum Thema „Hunnegbeien am Bësch“ statt.

All Informatiounen zu dëser Visite fannt Dir HEI.

   

Literaturverzeichnis

Ingo Arndt, Jürgen Tautz (2020): Honigbienen – Geheimnisvolle Waldbewohner

Vincent Albouy (2019) ABEILLES MELLIFÈRES À L‘ÉTAT SAUVAGE

 

 

19.05.22