Episod 6: Libellen – Odonata

Was raschelt und surrt in der Luft um den Weiher?
Mit der neuen Kampagne „En Ouer fir d’Natur“ möchte der Mouvement Ecologique die Aufmerksamkeit auf vielfach bedrohte Tierarten und ihre Lebensräume lenken – und dies mit einem Rate-Quiz des jeweiligen Tiergeräusches verbinden.
Insgesamt werden ab Ende April bis Oktober pro Monat jeweils 2 Kurzvideos zu einer Tierart unserer Ortschaften und Landschaften veröffentlicht.
Raten Sie mit – Welches Tier macht wohl dieses Geräusch?… und gewinnen Sie pro Spot einen einen Naturata-Einkaufsgutschein im Wert von 50€!
Haben Sie die Libelle im Clip erkannt?
Was Sie im Clip hören, ist der Flügelschlag einer Libelle.
Die Libellen gehören zu den einheimischen Insekten und sind wahre Flugakrobaten: Libellen können ihre beiden Flügelpaare unabhängig voneinander bewegen. Dadurch können sie waghalsige Flugmanöver unternehmen – sie können auf der Stelle schweben, plötzlich die Richtung ändern oder sogar rückwärts fliegen. Manche Arten erreichen dabei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h!
Bei Libellen unterscheidet man die Großlibellen (erkennbar an den großen aneinander liegenden Augen und den weit geöffneten Flügeln, wenn sie ruhen) und die Kleinlibellen (getrennte Augen und im Ruhezustand senkrecht vom Körper abstehende, aneinander angelegte Flügel).
Libellen sind wahre Verwandlungskünstler, denn als Insekten durchlaufen sie eine spannende Metamorphose: Als Larven leben sie im Wasser – oft über Monate oder Jahre. Hier ernähren sie sich schon räuberisch, d.h. sie leben von anderen kleinen Tieren, wie zum Beispiel Stechmückenlarven. Beeindruckend ist dabei ihre Fangmaske: eine Art ausklappbarer Mund/Fangarm, mit dem sie ihre Beute blitzschnell schnappen können.
Erst als ausgewachsene Tiere verlassen sie als Larve das Wasser und schlüpfen aus ihrer Larvenhaut. Fortan leben sie dann als ausgewachsene, flugfähige Libelle an Land – vor allem in der Luft. Dort sieht man sie in unseren Breiten im Sommer als farbige Blitze umherschnellen. Auch ausgewachsen sind die Libellen reine Jäger: Sie fressen Mücken und andere kleine Insekten – somit erbringen sie eine wichtige Dienstleistung für den Menschen.
Entgegen dem gängigen Glauben, sind Libellen völlig ungefährlich für Menschen, sie besitzen keinen Stachel mit dem sie uns stechen könnten.
Verbreitung in Luxemburg
In Luxemburg gibt es über 60 verschiedene Libellenarten. Manche sind sehr häufig, andere stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Jede Art hat spezielle Anforderungen an ihren Lebensraum, aber allen ist eins, dass sie Wasser für ihre Fortpflanzung brauchen.
Einige bevorzugen dabei kleine, sonnige Weiher mit vielen Wasserpflanzen, andere leben lieber an klaren Bächen oder Sümpfen. Damit möglichst viele Arten überleben können, braucht es viele verschiedene Gewässer – also stehende und fließende, möglichst naturnah und gleichmäßig verteilt in der Landschaft.
Je spezifischer die Art an bestimmte Eigenschaften der Gewässer gebunden ist, desto sensibler reagiert die Libelle gegenüber Veränderungen ihrer Umwelt).
Gefahren für Libellen
Heutzutage sind leider viele der Libellenarten gefährdet. Ein Grund dafür ist in der Vergangenheit zu suchen, wo bis zu 70 % der Feuchtgebiete in Luxemburg zerstört wurden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Feuchtgebiete (Sümpfe, Feuchtwiesen) trockengelegt, „dräniert“, um auf den trockneren Böden bauen oder einfacher Landwirtschaft betreiben zu können. In dem Zuge wurden auch geschwungene Flussläufe begradigt oder ganz unter Tage in ein Rohr gelegt – dieser naturfremde Zustand entfällt dann als Lebensraum für die Libellen und viele andere Tiere.
Früher gab es viele kleine Weiher auf Wiesen, um das Vieh zu tränken. Heute braucht man sie dafür nicht mehr und viele Weiher werden deshalb nicht mehr unterhalten. Sie sind Überreste einer alten Landwirtschaft, die wichtige Lebensräume geschaffen hat. Diese müssen nun meist durch Naturschutzmaßnahmen restauriert oder gepflegt werden.
Denn wenn ein Weiher nicht mehr gemäht oder beweidet wird, wächst er langsam zu – mit Gras, Sträuchern und später sogar Hecken. Irgendwann sieht man dann kein offenes Wasser mehr.
Das passiert heute oft schneller als früher, weil durch Dünger zu viele Nährstoffe in die Landschaft und ins Wasser gelangen. Dadurch wachsen Pflanzen und Algen schneller und der Weiher kann „umkippen“ – das heißt: Es gibt zu wenig Sauerstoff, und Tiere im Wasser können nicht mehr überleben.
Doch auch das illegale Aussetzen von unlieb gewordenen Haustieren, wie Fischen und Schildkröten, in Weiher in der freien Landschaft stellt eine Bedrohung dar – neben Libellen auch für Amphibien. Denn diese Haustiere fressen die Larven dieser Tiere.
Last but not least verändert der Klimawandel die Lebensräume: Durch anhaltende Dürren trocknen Gewässer öfters aus und die Libellenlarven können sich nicht mehr entwickeln.
Möchten Sie den Libellen helfen?
- Unterstützen Sie Naturschutzprojekte, bei denen Weiher angelegt oder Flüsse und Bäche renaturiert werden: Spenden Sie an Naturschutzorganisationen oder engagieren Sie sich selbst. Sie können auch aktiv an Ihre Gemeinde herantreten, damit diese solche Projekte auf ihren Flächen umsetzen lässt.
- Legen Sie einen naturnahen Tümpel an: Wenn Sie einen Garten besitzen können Sie ein naturnahes Stillgewässer anlegen, mit unterschiedlich tiefen Wasserzonen und einheimischen Wasserpflanzen – sogar in Kombi mit einem Schwimmteich ist dies möglich. Ohne Fische und Chlor definitiv eine Win-win-Situation!
Mehr Infos zu Libellen finden Sie hier:
https://www.naju.de/f%C3%BCr-kinder/insektenwelt (besonders für Kinder geeignet, mit Bestimmungshilfe der Arten, aber auch für Erwachsene sehr informativ)
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/libellen/02531.html
Mehr Infos zur Anlage eines naturnahen Gartenteichs finden Sie hier:
Auf Deutsch: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/00591.html
Oder auf Französisch: https://reseaunature.natagora.be/mare-naturelle