Wirtschaft
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Wéi eng Liewesmëttel-Versuergung, wéi eng Landwirtschaft wëlle mer?

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so der Titel der zweiten Abendveranstaltung des Mouvement Ecologique zur Rifkin-Thematik, die am 25. April 2017 stattfand. 

Nancy Thomas (Direktorin IMS Luxembourg), Pierre Treinen (Landwirtschaftsminsterium) sowie Christiane Wickler (Pall Center) führten in das Thema ein und stellten die Resultate der Rifkin-Analyse im Bereich “Food” dar. Spannend ist, dass der Fokus bis 2050 auf den Biolandbau und die Diversifizierung der Landwirtschaft gelegt werden soll. Aufschlussreich ist zudem die Aussage, dass die Subventionen an den einzelnen Landwirt de facto höher sind, als der Lohn, den er erhält… Die PP-Slides der Referenten (siehe Link) stellen die Hauptakzente der Rifkin-Studie vor.

Äußerst anregend war der Austausch, der daraufhin unter den TeilnehmerInnen der Veranstaltung entstand. Anmerkungen die gemacht wurden waren u.a.:

  • Was bedeutet das Ziel 100% Biolandbau bis 2050 vor Ort konkret für den Landwirt? Ist es überhaupt realistisch?
  • Müsste nicht der Rifkin-Studie weitaus konsequenter das Ziel zu Grunde liegen, dass wir einen Ausstieg aus der “chemischen” Landwirtschaft brauchen, die verursacht, dass Böden geschädigt und Gewässer verunreinigt werden u.a.m.? Dies war anscheinend auch das Anliegen zahlreicher TeilnehmerInnen des Arbeitskreises “food”, der die Rifkin-Studie erstellte. Dies nach dem Motto “Luxembourg goes organic”… Eine Aussage, die sich in dieser Form in der Studie aber nicht direkt wiederfindet.
  • Eine sehr grundsätzliche Frage bis zur detaillierten Umsetzung der Rifkin-Studien-Ergebnisse: Wird bei heutigen Projekten – wie z.B. auch dem Entwurf des ”Aktionsplanes Pestizide” – den Zielen der Rifkin-Studie Rechnung getragen? Ja, so die Antwort der Vertreter des Landwirtschaftsministeriums. U.a. würde dies nun im Rahmen des Aktionsplanes Pestizide erfolgen … man darf gespannt sei.
  • Welches ist die Rolle der verschiedenen Akteure in der Entwicklung unserer Landwirtschaft im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft? Muss der Konsument ein deutliches Signal geben oder liegt es nicht eher an der gesamten “Produktions- und Vermarktungskette”, die richtigen Akzente zu setzen und das Angebot entsprechend auszurichten? Letzteres würde bedeuten, dass die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft im Sinne der Nachhaltigkeit schafft; vom Landwirt würde in diesem Falle erwartet, dass er derartige Veränderungen akzeptiert; am Handel, dass dieser bereit ist, verstärkt Biolebensmittel anzubieten und entsprechend auch dafür zu werben. Zahlreiche Anwesende sprachen sich dafür aus, dass man die Verantwortung nicht auf den Konsumenten – am Ende der Kette – übertragen dürfe, sondern effektiv die richtigen Rahmenbedingungen in der gesamten Produktions- und Vermarktungskette gesetzt werden sollen.
  • Veränderungen können nicht nur auf “die sanfte” Tour erfolgen, man braucht auch ordnungspolitische Instrumente, z.B. eine Abgabe auf Pestizide. Die Folgekosten der heutigen Landwirtschaftspolitik dürften nicht ausschlieβlich auf die Allgemeinheit umgelegt werden, so die Meinung zahlreicher Anwesender. Auch die Preise traditioneller Lebensmittel müssten die reellen Kosten widerspiegeln (z.B. auch die Folgekosten, die aus der Wasserbelastung entstehen usw.).
  • Ebenfalls angesprochen wurde das Problem der Futtermittelimporte aus der Dritten Welt.

Diese Überlegungen können natürlich nicht alle Beiträge des Abends und der sehr lebendigen Diskussion wiedergeben. Sie zeigen jedoch die hohe Komplexität der Umsetzung der hehren Ziele der Rifkin-Studie auf…

In der Rifkin-Arbeitsgruppe, die den Bereich “Food” bearbeitete, konnten offensichtlich nicht alle zentralen Punkte geklärt werden. Auch wurden bis dato noch keine konkreten Instrumente zu der Umsetzung der Ziele in die Praxis benannt. Dies, so die Referenten, soll in der weiteren Arbeitsgruppe erfolgen, die nun eingesetzt wird. Gemäß Aussagen der Referenten steht Interessierten einer Teilnahme an dieser Arbeitsgruppe nichts im Wege. Avis aux amateurs!

 

In den Downloads die Powerpointpräsentation der Referenten