No der Ouverture vun der Nordstross: Verkéiersberouegung a méi Liewensqualitéit am Uelzechtdall?
Das von den Regionalen Uelzechtdall sowie Mersch an Emgéigend des Mouvement Ecologique am 27.Oktober 2015 organisierte Rundtischgespräch stieß auf großes Interesse: rund 180 BürgerInnen aus „dem Dall“ füllten den Kultursaal in Steinsel. Neben den Bürgermeistern der Gemeinden Walferdingen (Guy Arendt), Steinsel (J.P. Klein), Lorentzweiler (J.Roller), Lintgen (H.Würth) und Mersch (A.Henkel nahm auch Fr. Bausch, Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen daran teil.
Als der Bau der Nordstraße beschlossen wurde, wurde den EinwohnerInnen des Alzettetals bekanntlich versprochen, auch die N7 (bzw. der CR 123) würde verkehrsberuhigt. 2013 wurde ein Mobilitätskonzept ausgearbeitet, das eine Reihe von Verbesserungen für die Lebensqualität im Tal in Aussicht stellte.
Die Themen des Rundtischgespräches lagen demnach auf der Hand: Welche Maßnahmen des Konzeptes werden wann umgesetzt (Neugestaltung des Straßenraumes, Förderung von Fußgänger und Fahrrad, (noch) kundenfreundlichere Orientierung des öffentlichen Transportes) ? Wer ist für welche Umsetzung zuständig: die Gemeinden oder der Staat? Wie steht es mit den budgetären Mitteln?
Zunächst aber stellten sowohl der Minister wie auch die Gemeindeverantwortlichen etwas klar: entgegen den Zeitungsberichten sei die „Konventioun Uelzechtdall“ (in welcher Staat und Gemeinden zusammenarbeiten) nicht „tot“. Statt eines „syndicat à vocation multiple“ möchten die Gemeinden vielmehr eine lockere, jedoch verstärkte Zusammenarbeit in einzelnen Themenbereichen (z.B. Mobilität), eine Vorstellung, welche auch die Zustimmung von Fr. Bausch fand.
Der Verkehr auf der N7, so Minister Fr. Bausch zu Beginn seiner Ausführungen, sei in Lorentzweiler und Heisdorf nach der Eröffnung der Nordstraße stark zurückgegangen (ungefähr um ein Drittel), auf der Verbindungsstraße von Blascheid sogar um die Hälfte. Allerdings ist auch eine Verlagerung auf andere Verbindungsstraßen feszustellen (u.a. Brouch). Die Gefahr bestünde – so wie dies auch der Mouvement Ecologique wiederholt darlegte – dass sich ohne eine Verkehrsberuhigung im Alzettetal die Autofahrer mittelfristig auf das erhöhte Angebot an Straßen verteilen würden, so dass ein Mehr an Lebensqualität im Alzettetal nicht erreicht werden würde.
Verkehrsberuhigung (N7, CR 123): ja, nur der Teufel liegt im Detail…
Zur Verkehrsberuhigung auf dem CR 123 (Mersch – Gosseldingen – Hünsdorf – Steinsel – Bereldingen) gab es – breite Übereinstimmung: im Ortsinnern bzw. -eingang der verschiedenen Ortschaften (z.B. Eingang von Mersch von Gosseldingen her kommend, Ortsinnere Gosseldingen, Hunsdorf, Zentrum von Steinsel u.a.) soll es somit zu Änderungen am Straßenverlauf bzw. -belag kommen bzw. eine Begrünung erfolgen. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass eine erste Beteiligung von Gemeinderat, Kommissionen und AnwohnerInnen im Falle Steinsel seitens der Gemeinde schon stattfand, dies mit einem sehr positiven Fazit.
Was die N7 anbelangt, so soll eine Gesamtstudie seitens der Straßenbauverwaltung in Absprache mit den Gemeinden erfolgen. Grundsätzlich stehen jedoch auch hier die Gemeinden einer Verkehrsberuhigung positiv gegenüber. Allerdings müsse die Reserve-Rolle der N7 im Falle einer Schließung des Autobahntunnels gewahrt bleiben.
Auf Nachfrage hin war jedoch weder ein konkreter Zeitplan noch konkretere Planungsdetails in Erfahrung zu bringen.
Ein Transitverbot von Lastwagen auf bestimmten Strecken (u.a. Baereler Bierg resp. Blascheid-Lorentzweiler) wird vom Ministerium in einem weiteren geographischen Rahmen konkret untersucht.
Fußgänger und Fahrrad: großer Nachholbedarf
Mit einer eindrucksvollen Dokumentation zeigten Verantwortliche der beiden Regionalen die (ohne jedoch zu verallgemeinern) z.T. desolate Situation von Fußgängern und Fahrradfahrern auf: schmale Bürgersteige (wo u.a. ein Rollstuhl bzw. ein Rollator keine Chance hat…), parkende Autos auf Bürgersteigen, fehlende Mittelinseln zum Überqueren der N7, Gefahren für Radfahrer auf der N7, ungenügende Anbindung der nationalen Piste (PC 15) an die Ortschaften selbst, fehlende Unterführung in Walferdingen, keine durchgehende Fahrradverbindung auf eigener Trasse mit Dommeldingen / Luxemburg, keine Fahrrad-Vernetzung zwischen Alzettetal mit u.a.Bridel, Blascheid und Schoenfels …).
Was letzteres Problem anbelangt, so informierte Minister Fr. Bausch, dass demnächst Gespräche mit Arcelor Mittal stattfänden, um eine Trassenführung entlang der Eisenbahn ab der russischen Botschaft zu ermöglichen.
Die vorhin erwähnten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung werden ohne Zweifel im Innern der Ortschaften auch Vorteile für Fußgänger und Fahrrad bringen. Nur: auch nach langer und intensiver Diskussion – auch mit dem Publikum – blieb unklar, in welchem Zeitraum darüber hinaus welche Verbesserungen erfolgen werden.
Öffentlicher Transport: Angebot auf hohem Niveau, stärkere Kundenfreundlichkeit wünschenswert
Dass das Angebot in Sachen öffentlichem Transport (Bus, Zug) im Alzettetal ein hohes Niveau hat, steht für diesen Bereich Verantwortlichen des Mouvement Ecologique außer Zweifel. Eine noch proaktivere Informationspolitik gegenüber der Bevölkerung könnte jedoch dazu beitragen, über weniger bekannte Buslinien z.B. nach Kirchberg zu informieren.
Aufgeworfen wurde in diesem Zusammenhang auch die Frage, wann die elektronischen Anzeigetafeln sowohl in Bus als auch an den Haltestellen operationell seien. Dies sei, so Minister Fr. Bausch, Ende des Jahres der Fall.
Während einige (wenige) Bushaltestellen offiziellen Normen entsprechen, ist eine Vielzahl jedoch völlig unattraktiv und den Bedürfnissen der Buskunden unangepasst (fehlender Regenschutz, ungenügende Information, schmale Bürgersteige…).
Der Nachholbedarf konnte von den Gemeindeverantwortlichen nur bestätigt werden; die Idee einer gemeinsamen Ausschreibung der Alzette-Gemeinden zur Verbesserung der Situation wurde aufgeworfen. In diesem Zusammenhang sei bemerkt, dass das Mobilitätskonzept „Uelzechtdall“ eine kurzfristige Inwertsetzung der 10 wichtigsten Bushaltestellen im Alzettetal vorsieht.
Demnächst sollen auch Gespräche zwischen den Gemeinden über eine eventuelle Zusammenarbeit in Sachen bedarfsorientiertem Busangebot (Flexibus) erfolgen. Im Mobilitätskonzept wurde diesbezüglich ein Nord- (Mersch – Lintgen) bzw. ein Südbereich (Walferdingen-Steinsel-Lorentzweiler) angeregt.
Das Anlegen bzw. die Vergrößerung von P+R (u.a. in Mersch), die generelle Einführung eines Parkraumanagment, der Zeitplan der Fertigstellung des Pfaffenthaler Liftes bzw. des Aufzugs nach Kirchberg (die beide gerade auch für das Alzettetal von hohem Interesse sind), die Sicherheit in den Zügen u.a.m. waren Themen der anschließenden Diskussion.
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Fazit: Eine interessante und abwechslungsreiche Podiumsdiskussion mit sehr aufgeschlossenen Politikern, vielen Fragestellungen aus dem Publikum und hoffnungsvollen Zukunftsprojekten. Die Reaktionen beim – von der Gemeindeverwaltung Steinsel – angebotenen Umtrunk waren jedenfalls sehr positiv, auch wenn vielleicht bei diesem oder jenem die Vision einer weniger autogerechten Siedlungsentwicklung noch Unbehagen bereiten dürfte.
Was nun konkret in welchem Zeitraum erfolgt, bleibt noch unklar. Fest steht, dass der Mouvement Ecologique am Ball bleiben wird!