Höchst problematische Trinkwassersituation in Sachen Google: Eine Entscheidung der Gemeinde Bissen zur Umklassierung des Terrains zu diesem Zeitpunkt wäre fahrlässig!

Laut Presseinformationen wird der Gemeinderat von Bissen am 20. Juni eine Entscheidung zur Umklassierung einer 34 ha großen Fläche von einer Grünzone in eine “zone spéciale Datazenter” treffen. Dies jedoch, nach eigenen Aussagen der Gemeindeverantwortlichen, ohne über Daten zum zu erwartenden Wasserverbrauch zu verfügen.

Der Umklassierung zuzustimmen, ohne die realen Konsequenzen dieser Entscheidung zu kennen, wäre nach Ansicht des Mouvement Ecologique jedoch schlichtweg als fahrlässig zu bezeichnen! Dies vor allem wenn man weiß, dass der Wasserverbrauch von Google aller Voraussicht nach äußerst hoch sein wird und gemäß Schätzung sogar über 10%  des gesamten Trinkwasserverbrauchs Luxemburgs liegen könnte. Wohl wird von öffentlicher Seite aus behauptet, ein großer Teil des benötigten Wassers würde aus Wasserläufen und nicht vom Trinkwasserleitungsnetz der SEBES stammen; doch auch wenn dem so wäre, bliebe die Situation dennoch höchst problematisch.

So stellt sich z.B. die Frage, inwiefern die Versorgung, vor allem während den Sommermonaten, (intregral oder primär) über die Wasserläufe erfolgen kann. Fraglich ist, ob dies angesichts deren doch begrenzten Wassermenge überhaupt machbar, sowie aus Sicht des Natur- und Wasserschutzes – für das Oekosystem – überhaupt zulässig ist (anderen Akteuren wird die Entnahme nur sehr begrenzt erlaubt, dies zu Recht!).

Es ist somit davon auszugehen, dass das Datazenter vor allem in den Sommermonaten erheblich auf SEBES-Wasser zurückgreifen muss. Wie aber wird diese Situation dann geregelt werden: kann die SEBES in Sommermonaten, bei Knappheit des Trinkwassers, ausreichende Mengen sowohl für Google als auch für die Bevölkerung zur Verfügung stellen? Und falls Prioritäten gesetzt werden müssten, wem würde der Vorrang gegeben: der Bevölkerung oder Google? Oder ginge beides? Kann ein Datazenter seinen Wasserverbrauch überhaupt verringern? Zur Erinnerung, um den Rahmen abzustecken: Laut Wasserverwaltung ist landesweit der Trinkwasserverbrauch zwischen Mitte Mai und Mitte Juli am höchsten und proportional steigend bei hohen Temperaturen bzw. anhaltenden Hitzeperioden. Zudem sind laut Wasserverwaltung sowie rezenten Erklärungen der Umweltministerin die Grundwasserreserven aktuell auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Im Falle eines heissen Sommers wäre auch 2019 mit Trinkwasserknappheit zu rechnen!

Kommt ein weiteres, bisher weniger bekanntes, jedoch wesentliches Element hinzu: Die SEBES schreibt ihren Abnehmern (regionalen Trinkwassersyndikaten bzw. einzelnen Großbetrieben) vor, jedes Jahr eine sogenannte “capacité réservée” festzulegen. Es handelt sich hierbei um eine Mindestmenge an Trinkwasser, welche pro Jahr für diese reserviert ist. Übersteigt der tatsächliche Verbrauch die spezifische «capacité réservée», muss der Abnehmer für sein Trinkwasser einen zusätzlichen, nicht  unerheblichen Mehrpreis zahlen. Diese Vorgehensweise wurde eingeführt, um überhohe Verbrauchsschwankungen in der SEBES-Produktion und -Verteilung zu vermeiden.

 

  • Wird Google im Falle eines Anschlusses an das Trinkwassernetz gleich behandelt wie alle anderen Abnehmer? Oder wird Google im Falle eines Versorgungsengpasses Vorrang gegenüber der Bevölkerung eingeräumt, da ansonsten betrieblicher Schaden auftreten würde?
  • Sind die verfügbaren Trinkwasserkapazitäten der SEBES auch derart hoch, dass SEBES für Google die notwendige Wasserzufuhr in Phasen der Versorgungsknappheit sichern kann, ohne dass dies auf Kosten der EinwohnerInnen geht?
  • In der Regel erfolgen die Vertragsvereinbarungen zwischen SEBES und den regionalen Trinkwassersyndikaten bzw. den, dem jeweiligen Syndikat angegliederten, Gemeinden, nur selten mit einem einzelnen Betrieb. Bei Überschreiten der reservierten Kapazität entstehen besonders hohe Kosten (da es sich um eine “Sonderleistung” handelt, wird diese auch höher verrechnet), die vom Gemeindesyndikat bzw. den Gemeinden übernommen werden müssen. Falls das regionale Trinkwassersyndikat Google beliefern würde: Müsste das zuständige Trinkwassersyndikat bzw. die jeweilige Gemeinde, d.h. letztlich die Allgemeinheit (!), auch finanziell dafür gerade stehen oder wäre gewährleistet, dass Google diese Kosten übernehmen wird? Oder wird Google eine spezifische Lösung direkt mit der SEBES aushandeln wollen und dies womöglich noch zu speziellen vorteilhafteren Bedingungen?
    Im zuständigen regionalen Trinkwassersyndikat (Syndicat des Eaux du Centre – SEC) sorgt diese Problematik jedenfalls, den Informationen des Mouvement Ecologique zufolge, für viel Unmut!

Fragen über Fragen…, die geklärt werden müssen, bevor eine Entscheidung zur Umklassierung fallen kann!

Der Mouvement Ecologique ist entsprechend der Überzeugung, dass der Gemeinderat Bissen auch im Bereich der Wasserversorgung nicht über die erforderlichen Informationen verfügt, um über eine Umklassierung der Grünzone in eine « zone spéciale Datacenter » verantwortungsvoll zu entscheiden! Vor allem auch gegenüber der eigenen Bevölkerung wäre dies verantwortungslos, denn sie wären ggf. die Leidtragenden in Zeiten von Trinkwasserknappheit (oder betreffend die Finanzierung der “capacité réservée“).

Deshalb richtet der Mouvement Ecologique erneut einen eindringlichen Appell an die Gemeindeverantwortlichen sowie das Innen- und Umweltministerium keine Entscheidung über die Umklassierung zu treffen bevor alle Fakten vorliegen!

Der Mouvement Ecologique behält sich, im Fallle einer Umklassierung, eventuelle juristische Schritte vor.