Episod 13: Wëllkaz

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Mit der neuen Kampagne „En Ouer fir d’Natur“ möchte der Mouvement Ecologique die Aufmerksamkeit auf  vielfach bedrohte Tierarten und ihre Lebensräume lenken – und dies mit einem Rate-Quiz des jeweiligen Tiergeräusches verbinden.

Insgesamt werden ab Ende April bis Oktober pro Monat jeweils 2 Kurzvideos zu einer Tierart unserer Ortschaften und Landschaften veröffentlicht.

Raten Sie mit – Welches Tier macht wohl dieses Geräusch?… und gewinnen Sie pro Spot einen einen Naturata-Einkaufsgutschein im Wert von 50€!

 

 

 

 

 

 

(C) Fernand Schoos

Haben Sie die Wildkatze im Clip erkannt?

Dieses Mauzen mag Katzeneigentümer:innen vertraut vorkommen, doch aufgepasst – hier stammt das Geräusch von einer Europäischen Wildkatze, einer typischen Bewohnerin naturnaher Laub- und Mischwälder Europas. Um ganz genau zu sein, handelt es sich um den „Ranz“-Ruf, der in der Paarungszeit vom Männchen geäußert wird wird.

Was vielen oft nicht bewusst ist, ist dass die Wildkatze keine verwilderte, „herumstreunende“ Hauskatze, sondern eine eigenständige bedrohte Art ist, die schon seit Jahrtausenden in unseren Wäldern lebt.

Auf den ersten Blick können sich Wild- (Felis silvestris silvestris) und Hauskatze (Felis sylvestris catus) zwar ähnlich sein, aber es gibt charakteristische Unterschiede:

  • Die Wildkatze hat immer ein dichtes, grau-beiges bis sandfarbenes Fell mit eher verwaschenen Streifen. Sehr klar gezeichnet ist allerdings ein dunkler Streifen entlang der Wirbelsäule, der Aalstrich genannt wird.
  • Ihr Schwanz ist dick und buschig, stumpf abgerundet und trägt zwei bis drei schwarze Ringe sowie eine schwarz abgesetzte Spitze – das sicherste Erkennungsmerkmal.
  • Auch der Nasenspiegel unterscheidet sich: Bei der Wildkatze ist sie fleischfarben, während sie bei den meisten Hauskatzen dunkel oder schwarz gefärbt ist.
  • Wildkatzen wirken insgesamt etwas kräftiger gebaut und haben einen breiten Kopf

Allerdings nur anhand genauer morphometrischen oder genetischen Analysen kann man beide Arten sicher unterscheiden.

 

Lebensweise

Die Europäische Wildkatze ist eine Einzelgängerin: Sie lebt allein, ausser zur Paarungszeit von Januar bis März. Dann kann man gelegentlich nachts oder in der Dämmerung den charakteristischen Ranzruf hören, selten aber – denn sie ist ein scheues Tier und hält sich von Ortschaften fern.

Ihr Lebensraum sind vor allem ausgedehnte, alte Laub- oder Mischwälder. Diese müssen strukturiert sein, das heißt, aus vielen verschiedenen Schichten unterschiedlich alter Bäume und Sträucher bestehen, sowie deckungsreiche Waldränder vorweisen. Die Wildkatze braucht zudem Versteckmöglichkeiten, wie Baumstümpfe, Wurzelstöcke, Felsspalten oder umgefallenen Bäume. Hier schläft sie tagsüber oder zieht ihre Jungen hoch. Sie wirft meist zwischen April und Mai 3 bis 5 Junge, die nach etwa drei-vier Monaten selbstständig werden.

Um von einem Waldstück zum nächsten zu gelangen, bleibt die heimliche Wildkatze am liebsten in der Deckung von Hecken, Gebüsch oder hohem Gras. Deshalb sind diese Landschaftselemente auf landwirtschaftlichen Flächen als sogenannte WanderKorridore wichtig – dies erleichtert ihr (und vielen anderen Tieren) die Wanderung von einem Lebensraum zum nächsten.

Ihr Revier ist nämlich ziemlich groß: Weibchen haben oft Reviere von 200 – 500 Hektar, Kuder (Männchen) haben ein Streifgebiet von bis zu 2.000–2.500 Hektar, welches mehrere Weibchenreviere umfassen kann – immer auf der Suche nach Nahrung und um ihr Revier zu markieren.

Nachts gehen sie auf die Jagd und fressen vor allem Mäuse. Nur gelegentlich frisst sie Vögel oder Insekten.

 

Verbreitung in Luxemburg

Die Europäische Wildkatze kommt in ganz Luxemburg vor, sie war trotz historischer Bejagung bei uns nie ganz ausgestorben. Als Hauptverbreitungsgebiete gelten das Moselhinterland, die Laubwälder des Gutlandes v.a. entlang der Flusstäler sowie die Lohhecken des Öslings.

Die Population wird allerdings nur vorsichtig geschätzt – genaue Zahlen sind schwierig, weil die Tiere scheu sind und selten beobachtet werden. Aber man geht davon aus, dass ihre Population in Luxemburg etwa 250-300 Tiere beträgt.

Wissenschaftliche Nachweise von Wildkatzen werden anhand mit Hilfe von Wildkameras und der „Lockstock-Methode“ mittels Haar-Analysen gemacht – hierfür werden aufgerauhte Holzpflöcke in potentiellen Wildkatzenreviere aufgestellt, die mit Baldrian als Lockstoff beträufelt werden. Die Wildkarten werden vom Duft angezogen und reiben sich an dem Pflock (sowie man es von Hauskatzen an den Beinen der Menschen kennt) – die Haare die am Holzstock haften bleiben, werden anschließend eingesammelt und im Labor genetisch analysiert.

 

Gefahren und Bedrohungen

Die Wildkatze gilt als gefährdete Art und sie ist durch europäisches und nationales Recht geschützt.

Bei einer Tierart, die so große Reviere bedarf, in denen sie viel herumwandert, liegt die Hauptgefährdung auf der Hand: Zersiedelung. Darunter versteht man die Zerschneidung von natürlichen Lebensräumen durch menschliche Infrastruktur wie Straßen, Wohngebiete und Siedlungen. Dadurch kommt es zu einer Verinselung der Lebensräume der Wildkatze: einerseits werden die Lebensräume kleiner und isolierter voneinander, weil die benötigten Wanderkorridore zwischen den Einzel-Lebensräumen fehlen (wie z.B. Hecken). Das macht es der Wildkatze schwer, sich zu bewegen, Partner zu finden oder neue Gebiete zu erschließen.

Daraus erschließen sich Verkehrsunfälle als eine häufige Todesursache – Katzen, die Straßen überqueren, werden oft überfahren. Trotz Bemühungen in Form von Wildbrücken, sind in Luxemburg naturnahe Korridore selten, Straße aber leider häufig, so dass dieses Schicksal viele Wildkatzen erleiden.

Der Lebensraumverlust als solcher ist aber auch eine Bedrohung: Alte Wälder, strukturreiche Ränder, Hecken und Unterholz werden entfernt; weniger alte Bäume und weniger Deckung = weniger sichere Schlaf- und Rückzugsplätze. Das macht die Population verwundbar – vor allem, wenn Junge nicht genug Schutz finden.

Eine weitere Gefahr ist die Hybridisierung mit Hauskatzen. Freilaufende oder streunende Hauskatzen können sich mit Wildkatzen paaren. Dadurch verwässert sozusagen die genetische Eigenständigkeit der Wildkatze – wichtige Anpassungen an den Waldlebensraum und ihre Scheu vor dem Menschen können verloren gehen – somit schmälern sich Überlebenschancen in der freien Natur. Auch Virus-Krankheiten, die Hauskatzen tragen, sind ein Risiko für die Wildkatze, da Wildkatzen nicht geimpft werden können.

 

Wie können Sie der Wildkatze helfen?

  1. Sterilisieren Sie Ihre Hauskatze:
    Hauskatzen, die die Wohnung verlassen dürfen, sollen immer kastriert sein. So reduziert man Hybridisierung mit der Wildkatze und die Übertragung von Krankheiten. Gerade im Randbereich von Dörfer oder Aussiedlerhöfen stellen frei laufende Hauskatzen eine direkte Gefahr für das Überleben der Wildkatze dar.
  2. Naturnahe Wanderkorridore schaffen und erhalten:
    Unterstützen Sie Naturschutzorganisationen, die strukturreiche Landschaften pflegen, wiederherstellen oder sich dafür einsetzen – so entstehen Wanderkorridore aus Hecken, Gebüsch und Krautsäumen für die Wildkatze und viele andere Arten. Gehen Sie aktiv auf Ihre Gemeinde zu, damit auf deren Flächen solche Projekte umgesetzt werden.
  3. Wälder naturnah bewirtschaften
    Alte Bäume, einheimische Arten, viel Unterholz, Totholz und Versteckmöglichkeiten sind sehr wichtig für die Wildkatze. Falls Sie einen Wald besitzen, sollten die Arbeiten so geplant werden, dass Rückzugsorte erhalten bleiben und nicht alles „aufgeräumt“ wird.

 

Weiterführende Informationen zur Wildkatze finden Sie hier: