Weiderhi kaum Bio- a regionaalt Uebst an de Lëtzebuerger Schoulen – Landwirtschaftsministère verseet weiderhin!
Das Landwirtschaftsministerium hat dieser Tage die Ausschreibungsprozedur für die Lieferung von Schulobst für das kommende Schuljahr 2024/25 begonnen. Hierbei handelt es sich immerhin um über 400 Tonnen Lebensmittel.
Zur Erinnerung: Seit Jahren thematisiert der Mouvement Ecologique, dass das Landwirtschaftsministerium dabei eine Priorität auf Bio- und regionales Obst setzen sollte. Dies müsste eigentlich angesichts des immer wieder vorgetragenen Bekenntnisses, man wolle die Luxemburger Landwirtschaft stärken und diversifizieren, heutzutage eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Doch weit gefehlt: so wie in den Ausschreibungen der letzten Jahre, steht auch bei der aktuellen Ausschreibung vom August 2024 erneut überwiegend der Preis im Vordergrund sowie Kriterien wie jene, Obst müsse optisch ansprechend sein und Äpfel – um nur dieses Beispiel zu nehmen – nicht zu schrumpelig sein.
Dabei wurde zwar der Anteil der geforderten Biolebensmittel seit der letzten Schulobst-Ausschreibung von 5 auf 10 % erhöht und auch Möhren müssen in Bioqualität angeboten werden. Diese Entwicklung begrüßt der Mouvement Ecologique ausdrücklich.
Aber diese Verbesserungen reichen leider bei weitem nicht aus, um den heutigen Anforderungen und eigentlich auch jenen der zahlreichen politischen Versprechen gerecht zu werden. Weitaus grundsätzlichere Kurskorrekturen sind geboten!
Notwendig ist vor allem, dass das Ministerium eine Strategie offenlegt, inwiefern in den kommenden Jahren der vorgegebene Prozentsatz an bio- und regionalem Obst in den Ausschreibungen graduell erhöht werden soll. Denn nur wenn Landwirte wissen, dass die Nachfrage systematisch in einem absehbaren Zeitrahmen ansteigen wird, werden sie die Entscheidung treffen, verstärkt gezielt derartiges Obst anzubauen und ihre Produktion (teilweise) umstellen.
Restopolis, die Verwaltung des Erziehungsministeriums, welche für die Organisation der Schulkantinen verantwortlich ist, zeigt dabei auf wie es geht. Restopolis hat eine derartige Strategie veröffentlicht, mit konkreten Prozentsätzen inwiefern sie in den kommenden Jahren phasenweise mehr bio- und regionale Produkte nachfragen werden. Restopolis gibt somit ein deutliches Signal an die Luxemburger Produzenten, die dank dieser Planungssicherheit ihre Produktion anpassen können.
Wichtiges Element in der Strategie von Restopolis ist dabei, dass sie – neben grundsätzlichen Zielen, welches der Prozentsatz der biologischen und regionalen Waren in den kommenden Jahren sein soll – in den öffentlichen Ausschreibungen nicht mehr primär auf den Preis setzen. Bioanbau und Regionalität haben Vorrang vor der reinen Preiskalkulation. Dies hat den sehr großen Vorteil, dass nicht nur auf rigide anstrebenswerte Prozentsätze gesetzt, sondern der Markt für biologische und regionale Produkte weitaus dynamischer angekurbelt wird. Eigentlich hat ein Produzent von bio- regionalem Obst, der mit den Preisen nicht total über die Stränge schlägt, bei der Mehrzahl der Waren im Kontext der Restopolis-Strategie schon fast eine Absatzgarantie. Dies bringt Bewegung in den Markt und kann eine Transition zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft bewirken. Für die Gesellschaft zahlt sich dies schliesslich durch ein Mehr an Natur und Umweltschutz, die Förderung regionaler Arbeitsplätze und der bessere Schutz der Gesundheit aus.
Darüber hinaus muss das Ministerium aber auch die Sortenauswahl der Ausschreibung überdenken. Gerade schreibt das Ministerium die Lieferung von Apfelsorten vor, welche besonders anfällig für Schorf und Mehltau sind und desto mehr mit Fungiziden behandelt werden müssen. Warum wird den Produzenten nicht überlassen resistentere regionale Obstsorten anzubieten, sodass der Pestizideinsatz bereits durch die Sortenwahl reduziert und damit der schädliche Impakt auf Natur und Umwelt minimiert werden kann?
Weiterhin schlägt sich der Einsatz synthetisch hergestellter Pestizide nämlich auch in Form von belastenden Rückständen im Obst nieder – gerade im (importierten) Nicht-Bio-Obst. Fakt ist, dass eine Analyse, die im Auftrag des Gesundheitsministeriums vom LIH (Luxembourg Institute of Health) im Jahre 2022 durchgeführt wurde, ergab, dass die Luxemburger Schulkinder mit Pestiziden belastet sind. Bio-zertifiziertes Obst ist dabei gemäß weiteren Untersuchungen praktisch frei von Pestizidrückständen und regionales Obst zumindest weniger belastet als vergleichbare importierte Produkte.
Warum stehen die Gesundheit der Kinder und der Schutz von Natur und Umwelt nicht stärker im Fokus des Landwirtschaftsministeriums? Warum setzt sich das Landwirtschaftsministerium nicht stärker für eine Transition zu einer nachhaltigen Landwirtschaft hierzulande ein, indem es gezielt die biologische und regionale Obstproduktion fördert?
Mouvement Ecologique asbl
04.09.2024
Bis zu 88 verschiedene Schadstoffe in den Haaren luxemburgischer Kinder gefunden: https://www.lih.lu/de/bis-zu-88-verschiedene-schadstoffe-in-den-haaren-luxemburgischer-kinder-gefunden/
Rapport annuel – Campagne de contrôle relative aux teneurs en résidus de pesticides dans les produits d’origine végétale, aliments destinés aux nourrissons et enfants en bas âge et produits d’origine animale 2021: https://securite-alimentaire.public.lu/dam-assets/fr/publications/link-liste/plan-control-rapports/rapport-annuel-pesticides-2021.pdf