Eine Wiese mit Wildblumen
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Wéi steet et em d‘Biodiversitéit zu Lëtzebuerg?

Alle sechs Jahre erstellt das Umweltministerium, im Auftrag der EU, einen Bericht zum Zustand der Lebensräume und Artenvielfalt in Luxemburg – das sogenannte Reporting.

Das Observatoire de l‘Environnement Naturel hat den Bericht der Periode 2013-2018 untersucht und kommt zu folgendem Schluss:

„Der derzeitige Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume, der wildlebenden Pflanzen- und Tierarten ist in hohem Maße besorgniserregend. Wenn wir nicht schnellstmöglich Gegenmaßnahmen ergreifen, werden viele Tier- und Pflanzenarten auch in Luxemburg in den kommenden Jahren aussterben.“

Der Bericht zeigt u.a. auf, dass sich 2/3 der Lebensräume in einem ungünstigen (18%) bis schlechten (50%) Erhaltungszustand befinden. Betroffen sind vor allem die Lebensräume der Offenlandschaft (Wiesen, Weiden, Äcker und Feuchtgebiete) sowie die aquatischen Lebensräume (stehende Gewässer wie Teiche und Weiher, Quellen, sowie Bäche und Flüsse), bei welchen der Zustand sich in den letzten sechs Jahren weiter deutlich verschlechtert hat.

Bei den einzelnen Arten von europäischer Bedeutung ist die Situation noch alarmierender: über 80% dieser geschützten Arten befinden sich in einem ungünstigen (41%) bis schlechten (41%) Erhaltungszustand.

Mit Blick auf den Zustand der Lebensräume überrascht es nicht, dass vor allem die Arten der Offenlandschaft und der wassergebundenen Lebensräume besonders gefährdet sind.

Warum sind wir dabei Lebensräume und Arten zu verlieren?

Die Offenlandschaft unterliegt größtenteils dem Druck der Landwirtschaft. Die Intensivierung der Landwirtschaft (hoher Düngereinsatz, Einsatz von Pestiziden, Monokulturen, etc…) über die letzten Jahrzehnte hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Offenland-Lebensräume, aber auch der wassergebundenen Lebensräume. Viele Feuchtgebiete wurden durch Entwässerung trockengelegt oder sind einem Eintrag von Dünger aus dem Umfeld ausgesetzt, so dass besonders nährstoffarme Feuchtgebiete, wie z.B. die Pfeifengraswiesen bis auf kleinste Reste zerstört wurden. Außerdem sind auch Quellen, Bäche und Flüsse den diffusen Einträgen von Dünger und Pestiziden ausgesetzt, was sich natürlich negativ auf die Lebensgemeinschaften auswirkt.

Zudem kann man davon ausgehen, dass die Klimakrise in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiteren Druck auf die Lebensräume und Arten auswirken wird.

Zusätzlich muss immer mehr Natur neuen Siedlungen und dem Straßenbau weichen. Eine Studie der europäischen Umweltagentur aus dem Jahre 2011 identifizierte Luxemburg als das am stärksten fragmentierten Land, unter 29 europäischen Ländern.

Zwar wurde über die letzten Jahre die Fläche der Schutzgebiete (die Gesamtfläche der Schutzgebiete beträgt rund 35% der Landesfläche, wovon 27% (rund 70.171 ha) NATURA-2000 Gebiete sind (aufgeteilt in 60 Gebiete) deutlich ausgebaut, und auch der Vernetzung dieser Gebiete wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Trotzdem können diese Maßnahmen dem Druck, der auf der Natur lastet, nur begrenzt entgegenwirken.

Weltweiter Verlust an Biodiversität

Das kontinuierliche Wachstum der Weltbevölkerung, der hohe Pro-Kopf-Verbrauch an Ressourcen, das Streben nach ökonomischem Wachstum sowie der enthemmte Welthandel üben erheblichen Druck auf unsere natürliche Umwelt und somit auf die biologische Vielfalt aus. Die weltweiten Auswirkungen sind dramatisch: « La nature décline globalement à un rythme sans précédent dans l’histoire humaine – et le taux d’extinction des espèces s’accélère, provoquant dès à présent des effets graves sur les populations humaines du monde entier », so eine der zentralen aufrüttelnden Aussagen des Berichtes der Intergovernemental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystems Services (IPBES), der am 6. Mai 2019 veröffentlicht wurde und zu dem der Mouvement Ecologique, gemeinsam mit Partnern, eine ausführliche Stellungnahme verfasst hat. Die Menschheit steht vor einem unglaublichen Verlust an Diversität der Lebewesen (1 Million Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet) und zerstört die Ökosysteme, auf die sie selbst angewiesen ist!

Wie können wir den Verlust stoppen und umkehren? Grundsätzliche Neuorientierung des Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells

Die gesamte Gesellschaft, Politik und Medien sind gefordert, ihre Verantwortung zu übernehmen. Es gilt nicht nur unsere Verbindung zur Natur im Allgemeinen wiederherzustellen, sondern auch diese fundamentalen Themen stärker anzugehen: in konkreten, evtl. strittigen Dossiers (z.B. auch der Siedlungsplanung und der Landwirtschaftspolitik), in Sensibilisierungskampagnen, in den Medien und als roter Faden der politischen Entscheidungen zu etablieren!

In allen internationalen, europäischen und nationalen Verträgen, Richtlinien, Fördermitteln muss dem Erhalt der Biodiversität eine absolute Priorität eingeräumt werden! Benötigt werden verbindliche Ziele und Politikentscheidungen, die den Erhalt unserer Lebensgrundlagen nicht nur am Rande thematisieren, sondern zu einer Priorität erheben!

Wir müssen uns weg von der Wachstumslogik hin zum Konzept des Wohlbefindens und der nachhaltigen Entwicklung bewegen. Dies bedingt eine grundsätzliche Neuorientierung des Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells. Wachstum darf nicht mehr oberstes Ziel aller Politikentscheidungen sein, sondern muss neuen Werten wie Lebensqualität, Miteinander, Wohlbefinden, Verteilungsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit weichen.

Es braucht grundlegende Änderungen in der Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen.

 

Alle weiteren Informationen finden Sie unter folgenden Links:

 

 

  • „Über 1 Million Pflanzen- und Tierarten weltweit gefährdet – nur ein Umdenken in Gesellschaft und Wirtschaft kann den Zusammenbruch der Biodiversität verhindern – auch in Luxemburg. Gemeinsame Stellungnahme zu den Schlussfolgerungen des IPBES-Berichtes zum Biodiversitätsverlust von der Association des Biologistes Luxembourgeois (ABIOL), dem Mouvement Ecologique a.s.b.l., dem Musée national d’histoire naturelle, natur&ëmwelt a.s.b.l. und der Société des naturalistes luxembourgeois (SNL).

 

 

  • Aktivitätsbericht 2017-2021 des Observatoire de l’Environnement Naturel. Ein Weckruf zur Lage der Natur in Luxembourg. Ende März stellte das Observatoire de l’Environnement Naturel – in welchem der Mouvement Ecologique auch vertreten ist – seinen Aktivitätsbericht 2017-2021 zur Situation des Erhaltungszustandes der Natur und zur Umsetzung des 2. Nationalen Naturschutzplanes vor. Trotz der hohen Ambitionen des 2. Nationalen Naturschutzplanes (PNPN 2) und der großen Anstrengungen einer Vielzahl staatlicher sowie kommunaler Akteure und NGO‘s, um den Zustand der Artenvielfalt und der Lebensräume in Luxemburg zu verbessern, kommt der Bericht des Observatoriums zu besorgniserregenden Schlüssen.

 

  • Kampagne „Dramatesche Réckgang vu Vullen zu Lëtzebuerg: Elo handelen!“ – „Luxembourgs Arten kämpfen ums Überleben“. Um auf den großen Biodiversitätsverlust aufmerksam zu machen sowie konkrete Verbesserungen anzuregen und einzuklagen, haben sich in Luxemburg die Natur- und Umweltbewegungen mit der Wissenschaft zusammengetan! Gemeinsam wird die Situation in aller ihrer Ernsthaftigkeitund Dramatik dargelegt, und auch konkrete Forderungen an die Politik und Gesellschaft erstellt, um das Artensterben und dem Verlust der Habitate – auch im Interesse des Menschen – zu begrenzen!

 

Weitere Links, mit konkreten Forderungen, werden folgen.

 

18.10.22