Umweltpolitik
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Pestizidbelastungen in Hausstaub, Lebensmitteln usw…. die Reaktion des Landwirtschaftsministeriums

Ende letzten Jahres hatte der Mouvement Ecologique 11 Analysen von Hausstaub durchgeführt, dies quer durchs Land. Alle Proben waren mit Pestiziden belastet. Es  ist davon auszugehen, dass jede/r Einwohner:in – unabhängig davon wo man wohnt – Pestiziden ausgesetzt ist. Diese Resultate bestätigen jene weiterer Analysen, die bereits im Wasser, Bienenpollen und Lebensmitteln im Auftrag diverser Ministerien durchgeführt worden sind. Auch die hohe Pestizidbelastung von Kindern (nachgewiesen von einer Studie des LIH) belegt die allgemeine Kontamination der Bevölkerung.

 

Angesichts der alarmierenden Situation wandte sich der Mouvement Ecologique an die betroffenen Minister:innen von Gesundheit, Landwirtschaft und Umwelt und bat diese um eine Reaktion, wie sie vorzugehen gedenken, um die Pestizidbelastung zu reduzieren usw.

 

Der Landwirtschaftsminister richtete, im Gegensatz zum Gesundheitsministerium, eine ausführliche Antwort an den Mouvement Ecologique.

 

Einige besonders hervorhebenswerte Aspekte seien im Folgenden dargelegt:

 

  • Die Analysen der Lebensmittel belegen eindrucksvoll, dass Produkte aus biologischer Landwirtschaft praktisch keine Rückstände Auf die Frage des Mouvement Ecologique, weshalb das Landwirtschaftsministerium diese Tatsache in den offiziellen Berichten nicht besonders hervorhebt und als Argument für eine schnellere und konsequentere Durchführung des Bioaktionsplans (PAN-BIO) nutzt, erhielten wir

leider keine Antwort.

Es bleibt für den Mouvement Ecologique ein Rätsel, warum im offiziellen Bericht der ALVA (Administration luxembourgeoise vétérinaire et alimentaire) die Tatsache, dass Biolebensmittel praktisch frei von Pestizidrückständen sind, nicht erwähnt und implizit „verschwiegen“ wird.

 

  • Analysen des Landwirtschaftsministeriums ergaben, dass vor allem exotisches Obst z.T. sehr stark belastet Dabei stellt sich nach Ansicht des Mouvement Ecologique die Frage, ob diese Analysen dazu führen, dass die Produkte vom Markt genommen bzw. die Firma, welche sie anbietet, in irgend einer Form zur „Rechenschaft“ gezogen wird bzw. sichergestellt wird, dass diese Waren nicht konsumiert werden. Erfolgen die Analysen derart schnell, dass die Produkte überhaupt erst nicht in den Handel kommen? Im Brief gibt der Landwirtschaftsminister an, diese würde vom Markt genommen… Wie dies erfolgt, welche Mengen davon betroffen sind und welche Rückkoppelung die betroffenen Anbieter erhalten, wurde dabei nicht erwähnt.
  • Das Ministerium führt ebenfalls an, dass Luxemburg das Land sei, das EU-weit an dritter Stelle steht, was die Pestizidkontrollpläne 479 Proben im Jahr 2020 und sogar 709 Proben im Jahr 2021 seien auf über 600 verschiedene Substanzen gestestet worden. Der Mouvement Ecologique bedauert zutiefst, dass diese Daten nicht verstärkt in der Öffentlichkeit thematisiert werden und zu politischem Handeln führen.

 

  • Ab dem 1.1.2024 wird der Verkauf von Pestiziden für den Privatgebrauch stark eingeschränkt. Im Wesentlichen werden nur noch Produkte, welche im biologischen Landbau zugelassen sind oder welche keine größeren Risiken für Umwelt und Gesundheit darstellen, frei verkäuflich bleiben. Der Mouvement Ecologique begrüßt diese Entscheidung, bedauert jedoch, dass diese Einschränkungen nicht für (Landschafts)Gärtner gelten, wenn diese Arbeiten in Zier- und Privatgärten durchführen. Laut Minister sei ein entsprechendes Anwendungsverbot (ähnlich wie in Frankreich) derzeit nicht vorgesehen.

 

  • Ein weiteres Thema ist der Einsatz von Pestiziden in unmittelbarer Nähe von Siedlungsräumen. Pestizidrückstände im Hausstaub belegen eindrucksvoll den Abdrift von Spritzmitteln. Ähnlich der Ausweisung von Quellenschutzgebieten, müssten nach Ansicht des Mouvement Ecologique Pufferzonen zu Wohnhäusern, Schulen, Krankenhäuseren usw. eingerichtet werden, innerhalb derer kein Einsatz von Agrargiften erlaubt wäre. Die Antwort des Ministers lässt zumindest hoffen, denn in seinem Antwortschreiben wird angegeben, es würde an entsprechenden „Pufferzonen zwecks Schutz von sensiblen Personen“ gearbeitet.

 

  • Dass die Verkaufszahlen von Pestiziden in Luxemburg wegen Bedenken über den Datenschutz nicht veröffentlicht werden, wurde vom Mouvement Ecologique bereits mehrfach kritisiert. Laut Minister wäre die kleine Zahl an Verkaufsstellen und die geringe Anzahl von Wirkstoffen ausschlaggebend, dass die Zahlen (auch nicht die übergeordneten Kategorien Insektizide, Fungizide, Herbizide usw.) nicht veröffentlicht werden könnten. Diese Aussage kann der Mouvement Ecologique nicht nachvollziehen: EUROSTAT geht nämlich von 34 (!) Betrieben aus, welche Pestizide verkaufen.

 

Insgesamt ist es positiv zu werten, dass das Landwirtschaftsministerium in einem 4seitigen Schreiben auf die Fragen des Mouvement Ecologique eingeht.

 

Die Thematik der Pestizidbelastung – von Mensch und Natur – ist derart gravierend, dass dieses Dossier weiterhin eine Priorität für den Mouvement Ecologique sein wird.

 

Sie finden die Schreiben des Mouvement Ecologique an die jeweiligen Ministerien sowie die kompletten Antworten in den Downloads.

 

 

 

26.07.28