Pestizidlobby strebt nach Einfluss: Wie wird Luxemburg reagieren?
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und die Vereinigung der Pestizidhersteller (Croplife) sind eine Partnerschaft eingegangen. Als wichtiger Geldgeber der FAO, muss Luxemburg sich dagegen postitionieren.
Jedes Jahr sind 44% der Landwirte weltweit mit akuten Vergiftungen durch Pestizide konfrontiert. Die meisten Vorfälle und Todesfälle im Zusammenhang mit Pestiziden ereignen sich in den Ländern des globalen Südens.
Die Mitgliedsunternehmen von CropLife International – der Dachorganisation der weltweit größten pestizidherstellenden Unternehmen – fördern den Verkauf von giftigen Pestiziden, die in der EU größtenteils verboten sind, in Entwicklungsländern. Sie profitieren davon, dass die Pestizidvorschriften in diesen Ländern oft unvollständig sind und die meisten Landwirte nicht über das nötige Wissen oder Schutzmaterialien verfügen, wie sie in der EU verwendet werden.
Im Rahmen des Green Deal hat sich die Europäische Kommission verpflichtet, den Einsatz und die Risiken von Pestiziden in der EU bis 2030 um 50 % zu reduzieren, die giftigsten Pestizide, von denen einige Hochrisikopestizide sind, bis 2030 zu reduzieren und den Export von Pestiziden, die in der EU verboten sind, zu stoppen.
Darüber hinaus unterstützten in der Europäischen Union 1,2 Millionen Bürger:innen die Europäische Bürgerinitiative „Save Bees and Farmers“, die die schrittweise Abschaffung aller synthetischen Pestizide bis 2035, die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt in landwirtschaftlichen Gebieten und einen Übergang zur Agrarökologie forderte. In Luxemburg haben 5.293 Menschen diese Initiative unterzeichnet, so dass Luxemburg das Quorum erreicht hat, das für die Unterstützung einer solchen Initiative erforderlich ist.
Das demokratische Signal ist also sehr deutlich und kommt aus allen EU-Mitgliedstaaten.
Parallel dazu hat die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mit CropLife International eine Partnerschaft unterschrieben.
Da Luxemburg ein wichtiger freiwilliger Beitragszahler der FAO ist – 25,1 Mio.US-Dollar für den Zeitraum 2009-2019 -, ist es seine Pflicht sicherzustellen, dass sein Geld nicht für Zwecke ausgegeben werden, die den Zielen der EU in Sachen Pestizid-Politik zuwiderlaufen. Die erwähnte Zusammenarbeit zwischen FAO und CropLife International ist jedoch weder sozial noch ökologisch und politisch vertretbar.
Mouvement Ecologique, SOS Faim, natur&ëmwelt asbl, Greenpeace Lëtzebuerg und Pesticide Action Network“ haben deshalb einen Brief an den Minister für Zusammenarbeit und humanitäre Hilfe, Franz Fayot, geschickt. Darin wird der Minister aufgerufen, sich gegen diese Partnerschaft zu stellen. Gleichzeitig wird nachgefragt, welche Schritte bereits unternommen wurden oder geplant sind, damit die FAO ihre Partnerschaft mit CropLife kündigt. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob Luxemburg in Betracht zieht, die Finanzierung der FAO an die Bedingung zu knüpfen, dass die Zusammenarbeit mit CropLife International sofort beendet wird.
Diesen Brief finden Sie in den Downloads.
23.11.22