Mobilität
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Lëtzebuerg nach méi attraktiv fir de Foussgänger maachen!

Am 13. Februar fand auf Einladung des Mouvement Ecologique sowie unter der Schirmherrschaft des Infrastruktur- und des Innenministeriums ein gut besuchter Seminarabend statt. Dieter Schwab, Präsident des Österreichischen Vereins für FuβgängerInnen, Katja Naefe, Mitarbeiterin des Verkehrsbundes Rhein-Sieg GmbH in der Koordinierungsstelle Rheinland des „Zukunftsnetz Mobilität NRW“, und Vertreter aus dem luxemburgischen Innenministerium (Frank Goeders) sowie dem Nachhaltigkeits- und Infrastrukturministerium (Frank Vansteenkiste, David Tron) gingen in ihren jeweiligen Beiträgen auf die Themen Fuβgänger- und Fuβverkehrssicherheit ein.

Fußverkehr – ein Thema, das an Bedeutung gewinnt!

IMG_20170213_183313Vor rund 80 interessierten ZuhörerInnen eröffnete Dieter Schwab den ersten Teil des Seminars, indem er gleich zu Beginn die aktuelle positive Entwicklung rund um das Thema Fuβverkehr hervorhob. Dieses werde mehr und mehr zu einem Thema und liege zahlreichen Menschen am Herzen, was den verantwortlichen Politikern nicht immer bewusst sei. Er verglich die Situation mit jener des Radverkehrs vor 15 Jahren: es habe eine gewisse Zeit benötigt bis der Radverkehr auch bei politisch Verantwortlichen an Akzeptanz gewonnen hätte, ähnlich sei es mit dem Fußverkehr. Laut Schwab liegt darin ein sehr groβes Potenzial, das jedoch oft unterschätzt werde.

Bedingungen, um den Fuβverkehr attraktiver zu gestalten, seien vor allem kurze und qualitativ hochwertige Wege. Der zentrale Dreh- und Angelpunkt sei dabei ein ausgeprägtes Fuβgängernetz, das wichtige Schnittstellen zum öffentlichen Verkehr sowie zum Radverkehr beinhalte. Dies sei nur dann möglich, wenn Entscheidungsträger und Nutzer von Anfang an in die Planung involviert werden. Dieter Schwab vertritt die These, dass – falls man die Bedürfnisse der Kinder und älteren Mitbürger bei der Fußwegeplanung berücksichtigt, grundsätzlich eine gute Planung stattfindet. Diese komme dann zwangsläufig auch den dazwischenliegenden Alterskategorien zu Gute.

Ein sehr wichtiger Faktor zur Förderung des Fuβverkehrs ist laut Schwab ebenfalls, das notwendige Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen. Dies sei durch ein direktes Miteinbeziehen der einzelnen Akteure bei der Planung erreichbar, wie zum Beispiel bei der Erstellung eines Hinderniskatasters, eines sogennanten Fuβgängerchecks (ein Thema, auf das Katja Naefe detaillierter einging), oder aber auch durch Imagekampagnen. Schwab nannte hier als Beispiel das Verteilen von Schokolade durch Schulkinder an vorbeifahrende Autofahrer die sich an die Richtgeschwindigkeiten halten, oder auch das Aushändigen von Dankeschön-Notizen an Passanten, die auf motorisierten Transport verzichten. Für den Referenten ist es sehr wichtig, dass miteinbezogene Menschen das Gefühl haben, Ernst genommen zu werden. Dies könne beispielsweise auch durch das Verleihen von Fuβgängerpreisen an gelungene Pilotvorhaben erreicht werden.

Abschlieβend betonte Schwab noch einmal die Bedeutung der Förderung des Fuβverkehrs durch direkte und fuβgängerfreundliche Gehwege, die aktiv von Nutzern mitbestimmt werden können.

Der Fußgängercheck als wichtiges Instrument

Katja Naefe präsentierte im Anschluss im Detail das Planungs- und Analyseinstrument des Fuβgängerchecks. Hierbei werden durch organisierte Begehungen Probleme des Fuβverkehrs erfasst und an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Dies bietet einerseits einen perfekten Einstieg in die Förderung des Fuβverkehrs, und stärkt andererseits auch den sehr wichtigen Dialog zwischen BürgerInnen und Verwaltung.

Laut der Referentin könnten derartige Fußgängerchecks auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden: Die sogenannte „begleitende“ Begehung und die „eigenständige“ Begehung. Erstere verläuft mit zuständigen Personen aus Büros, Verwaltung und Politik, auf einem maximal 2 – 3 Kilometer langen Rundgang. Diese Form hat den Vorteil, dass direkt vor Ort diskutiert werden kann, was ebenfalls den Austausch zwischen Bürgern und Entscheidungsträgern fördert. Laut Naefe ist es hierbei jedoch nie möglich, alles während eines Checks zu erfassen.

Bei der eigenständigen Begehung machen sich die Beteiligten mit Karten und Checklisten selbständig auf den Weg und dokumentieren die ihnen auffallenden Hindernisse. Dies hat den Vorteil, dass gröβere Gebiete abgedeckt werden und auch mehr Personen teilnehmen können, jedoch ist eine direkte Aussprache zwischen Verwaltung und Bürgern nicht gegeben. Abschlieβend wird die Analyse ausgewertet und Lösungsvorschläge erarbeitet.

Derartige Fußgängerchecks erlauben eine systematische Verbesserung in der Gemeinde anzugehen. Ein weiteres Resultat können im Nachhinein aber auch Instrumente sein, wie z.B. jenes der Senioren- oder Kinderstadtteilpläne, die Informationen für eine sichere und eigenständige Mobilität sowie Hinweise zu senioren- bzw. kinderrelevanten Einrichtungen beinhalten.

Weiterhin stellt sich jedoch die Frage der Beteiligung: Wie kann eine Kommune, welche in den Augen von Naefe hierbei der zentrale Ansprechpartner ist, Teilnehmer für solche Fuβgängerchecks gewinnen? Laut Referentin hängt dies sehr vom Schwerpunkt und vom Gebiet eines solchen Checks ab. Wichtig sei jedoch, so Naefe, lokale Netzwerke und die Presse hierbei einzubinden. Der Fuβgängercheck müsse in dem Sinne ein wichtiges Thema in der Öffentlichkeit werden.

Abschlieβend lässt sich hervorheben, dass das Miteinbeziehen von Nutzern und Verwaltungen für beide Referenten elementare Voraussetzungen für eine Förderung des Fuβverkehrs sind.

Die Luxemburger Perspektive….

IMG_20170213_210430Im zweiten Teil des Seminars erörterten die einzelnen Regierungsvertreter die aktuelle Praxis und die nationalen Vorgaben bei der Siedlungs- und Straßenplanung. Laut Frank Goeders, Vertreter des Innenministeriums, ist es einfacher, Neubaugebiete für Fuβgänger zu vernetzen, als zum Beispiel bereits bestehende Gebiete umzuplanen. Goeders zufolge stellt sich beim Städtebau auβerdem die Frage, wie ein Raum für den Nutzer interessant gemacht werden kann. Der Fuβgänger wolle etwas erleben, wenn er sich fortbewegt. Als Negativbeispiel wurde hierbei die sich aneinanderreihenden Komplexe der Avenue John F. Kennedy auf dem Kirchberg genannt. Zukünftig werde sich jedoch national eine Trendwende entwickeln und angenehmere Räume sollen geschaffen werden.

Die Vertreter des Nachhaltigkeitsministeriums ihrerseits betonten, dass am Ausbau der „mobilité douce“ gearbeitet werde, der Fußverkehr jedoch noch stärker Eingang in Mobilitätsplanungen finden müsse.

Es folgte eine sehr angeregte Diskussion zwischen den TeilnehmerInnen der Veranstaltung.

In den Downloads finden Sie:

  • Den Powerpoint-Vortrag von Dieter Schwab
  • Den Powerpoint-Vortrag von Katja Naefe