Unterredung mit dem Nachhaltigkeitsministerium zu relevanten Naturschutzdossiers
Fir den Erhalt vun de Louhecken an dem „Beschhung“
Erster Punkt der Tagesordnung war das Anliegen des Mouvement Ecologique, wertvolle „Louhecken“ zu erhalten, und somit auch den Lebensraum des Haselhuhns. Dieser Schutzstatus sei derzeit nicht ausreichend gegeben, so der Mouvement Ecologique, Lohecken würden graduell verschwinden. Die Verantwortlichen des Ministeriums gaben an die Problematik sei bekannt. Sie würden dabei jedoch nicht Verbote oder Auflagen in den Vordergrund stellen wollen, sondern Instrumente zum Erhalt des Haselhuhns, und somit auch des Lebensraumes „Louheck“.
Es gäbe eine gute Vorlage eines Artenschutzplanes zum Erhalt des „Bëschhong“, das als Basis für die Strategie des Ministeriums dienen könne und an dessen Umsetzung gearbeitet werden würde. Durch Beihilfen für bestimmte Bewirtschaftungsmaßnahmen u.a.m. soll somit sichergestellt werden, dass auch reelle Initiativen ergriffen werden.
Die Vertreter des Mouvement Ecologique begrüßten grundsätzlich eine entsprechende Vorgehensweise. Sie hoben jedoch hervor, dass auch bei einer derartigen eher „voluntaristischen“ Vorgehensweise sichergestellt werden muss, dass die angestrebten Ziele – welche in der Theorie 200 Brutpaare des Haselhuhns bis 2020 seien – unbedingt respektiert werden müssten.
Carole Dieschbourg und Camille Gira geben an, diese Ziele durchaus in den Fokus zu stellen und zu gewährleisten.
U.a. sollen zum Erhalt der Lohhecken in diesem Zusammenhang:
- einerseits eine Kartierung und Identifikation der aus Naturschutzsicht erhaltenswertesten Loheckenbestände durchgeführt werden;
- andererseits im neuen Leitfaden für forstliche Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen Lohhecken in die Kategorie „andere Laubwälder“ eingeordnet werden, was die Anpflanzung von Nadelhölzern, u.a. der Douglasie als nicht einheimische Baumart, unterbindet;
- im neuen Biodiversitätreglement die Bewirtschaftung von Lohhecken gerade für Privatwaldbesitzer finanzielle Anreize geschaffen werden, um die Bewirtschaftung und somit den Erhalt des Lebensraumes Lohhecke sicher zu stellen.
Ruhezonen im Wald sicherstellen
Die heutige Bewirtschaftungsform des Waldes – u.a. mit den sogenannten „Harvestern“ (großen Holzerntemaschinen ) sowie die Abholung der Stämme mittels Holzlaster – führen dazu, dass ein recht engmaschiges Wegenetz im Wald entstehen muss, das sich durch recht „breite“, befestigte Wege auszeichnet.
Dies wiederum führt dazu, dass der Wald mehr und mehr durch menschliche (Freizeit-)Aktivitäten erschlossen wird und somit nur noch sehr wenige Areale des Waldes als „Ruhezonen“ für sensible Tierarten angesehen werden können.
Die Vertreter des Ministeriums sahen ebenfalls die Notwendigkeit des Artenschutzes, führten aber auch Zwänge bei der Bewirtschaftung des Waldes an.
Nach einem konstruktiven Austausch wurde sich darauf geeinigt, dass im neuen Aktionsplan Naturschutz, der derzeit erstellt wird (der sogenannte PNPN „plan d’action national protection de la nature“) die Erstellung eines spezifischen Planes mit „Ruhezonen“ im Wald festgeschrieben werden soll, um somit Lebensräume für störungsanfällige Arten wie beispielsweise dem Schwarzstorch und der Wildkatze, zu sichern.
Waldrändergestaltung
Als weiterer Punkt der Tagesordnung führte der Mouvement Ecologique an, es sei für ihn unverständlich, in welchem Ausmaß derzeit die Bewaldung entlang der Straßen zurückgedrängt wird. Teilweise wird die natürliche Waldrandvegetation bis zu 10 Meter zu beiden Seiten entfernt. Dieser Zerschneidungseffekt verhindert die Migration verschiedener Arten, die „breitere Straße“ fungiert nun als Barriere.
Wohl sei dem Mouvement Ecologique bewusst, dass zum Teil Sicherheitsaspekte angeführt werden. Allerdings würde dieses Argument seiner Ansicht nach doch etwas „überstrapaziert“, das Sicherheitsdenken würde doch übertrieben.
Das Ministerium „verteidigte“ die jetzige Vorgehensweise durch die bewusste Ausbildung von Waldrändern entlang von Straßen. Allerdings wurde doch eine gemeinsame Teillösung gefunden. Die Natur- und Forstverwaltung wird ein Schreiben an alle Förster richten, auf allen C.R. , bei welchem derzeit noch ein „Kronenschluss“ festzustellen ist – d.h. wo sich die Kronen der Bäume beidseitig der Straße noch berühren – dies auch in Zukunft zu fördern. Die Entnahme von Bäumen entlang der Trasse also nicht mehr durchzuführen (abgesehen von Ausnahmefällen mit großen Sicherheitsproblemen).
Verjüngung des Waldes
Die Natur- und Forstverwaltung führt derzeit „Verjüngungsmaßnahmen“ im Wald durch. D.h. es wird gezielt daran gearbeitet, ältere Bäume zu fällen und zu ersetzen, um somit die Verjüngung angesichts des befürchteten Klimawandels sicherzustellen.
Der Mouvement Ecologique begrüßt diese Vorgehensweise durchaus grundsätzlich. Allerdings besteht ein gewisser Dissens, wie hoch trotz allem der Anteil älterer Bäume ab 140 Jahren sein soll. Der Mouvement Ecologique tritt dabei für einen höheren Prozentsatz von alten Bäumen ein, als die Verwaltung. Dies soll durch den Erhalt von u.a. Altholzinseln geschehen. Es bleibt noch zu klären, wie hoch der Flächenanteil dieser Alterungsparzellen und wie deren räumliche Verteilung im Bestand ist.
Diese sehr fachliche Diskussion soll in einem Gespräch zwischen Vertretern des Mouvement Ecologique und der Natur- und Forstverwaltung vertieft werden, um einen Konsens herbeizuführen.
Wéi eng Akzeptanz fir de Naturschutz?
Als letzter Punkt der Tagesordnung wurde über die generelle Akzeptanz des Naturschutzes diskutiert. Seitens des Mouvement Ecologique wurde thematisiert, dass das Ministerium verstärkt seine Prioritäten im Naturschutz in den Fokus stellen müsse. So löblich es sei, die besten Lösungen sicherstellen zu wollen, so würde doch die Gefahr bestehen, dass damit die vordringlichsten Maßnahmen an Akzeptanz verlieren würden.
Stichwort Fledermäuse. Hier gelte es eine landesweite Erhebung der besonders relevanten Arten durchzuführen und das Hauptaugenmerk auf diese zu richten. Das Ministerium verwies auf seine Verantwortung auch auf europäischer Ebene. Die Diskussion wird sicherlich fortgeführt und auch im Info oder aber in Mitgliederforen noch näher erörtert. Geht es doch hier um den Spagat des „Absolut notwendigen“ und des „Machbaren“.
Insgesamt war das Klima der Unterredung sehr konstruktiv und lösungsorientiert.