Tabakstaub, Lasagneteig und Weizenschlempe
Die 11 Besucher der Biogasanlage auf dem Hof Hoeser in Canach wurden nicht nur von plötzlichen Wetterkapriolen überrascht. Die aus vier Teilhabern zusammengesetzte Betriebsgenossenschaft mit dem Namen Capriso wartet mit mehreren Unternehmensfeldern auf, um sich den Herausforderungen eines globalen Marktes zu stellen.
Zu den Aktivitäten gehört neben Viehhaltung, Getreideproduktion und Milchherstellung, die Erzeugung von Biogas, welches unmittelbar auf dem Betriebsgelände vollständig verstromt wird. Wie eine vor Ort durch die Teilnehmer der Besichtigung kurz durchgeführte Überschlagsrechnung ergab, kann mit der jährlich erzeugten Strommenge von 1 Million kWh ein aus 200 Haushalten bestehendes Dorf mit Elektrizität versorgt werden. Dafür werden der Anlage pro Tag 10 Tonnen Biomasse zugeführt und das dabei verwendete organische Material ist vielfältiger Natur.
Nach einer anfänglichen Zeit des Experimentierens, z.b. mit Trester, hat sich die Genossenschaft zum Betrieb der Biogasanlage im Wesentlichen auf die Abfallprodukte Tabakstaub, Lasagneteig und Weizenschlempe konzentriert. Dies ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie eine moderne Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. Ein weiteres Produkt der Anlage stellen die Gärrückstände dar, welche als Dünger eingesetzt werden und zum Teil bessere Eigenschaften aufweisen als die herkömmliche Gülle (mehr Trockensubstanz).
Eine von Herrn Gaston Welbes, einem der Eigner von Capriso, angeführte mögliche Optimierung der Anlage könnte darin bestehen, die ungenutzte Restwärme der Anlage zur Reduktion des Wassergehaltes im Gärrückstand einzusetzen. Trotz dieser noch ausstehenden Option ist die Biogasanlage in Canach als energieeffizient zu bezeichnen, umso mehr, wenn bedacht wird, dass die verwendeten industriellen Abfälle ansonsten verbrannt werden würden.