Kultur und Natur
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move-excursioun : Wei geet et eise Bëscher op Spueresich am Bambësch den 14.11.2020

Bei schönstem Herbstwetter organisierte move. am nationalen Tag des Baums einen Ausflug im Bambësch, die allen Teilnehmern gezeigt hat, wie sich der Klimawandel bereits jetzt auf unsere heimischen Wälder auswirkt.

Der erste prägende Eindruck der Exkursion, hatte nicht mit Bäumen zu tun, sondern eher mit Menschen: In großen Massen waren die Menschen an diesem sonnigen Samstagnachmittag in den Bambësch geschwärmt um sich an der schönen Natur zu erfreuen. Gerade während der für viele Menschen stressigen Coronakrise scheint die stresslindernde Wirkung des sogenannten Waldbadens für viele Menschen sehr wichtig zu sein.

Was vielen jedoch verborgen bleibt, ist die Veränderung des Waldes durch den Klimawandel. Diese kann jedoch leicht erkannt werden, wenn man weiß wonach es Ausschau zu halten gilt. Diesen neuen Blick ermöglichte der Biologe und Experte Rosch Schauls, mit dem move. bereits ein spannendes Interview geführt hat, was Sie hier im Replay anschauen können: http://move.meco.lu/2020/07/15/um-comptoir-kann-ee-gutt-schnessen/

Der Wald, eine bedrohte Lebensgemeinschaft

Bei den ersten Stationen des etwa 2,5km langen Wegs schilderte Rosch Schauls den grundlegenden Aufbau des heimischen Waldes. Die hierzulande dominierende Art ist die Rotbuche, gefolgt von der Eiche und der Fichte, wobei letztere jedoch kein heimischer Baum ist, sondern nach dem Krieg als schnellwachsendes Bauholz angepflanzt wurde und aktuell durch den Klimawandel besonders unter Druck steht. Die steigenden Temperaturen führen zu einem dramatischen Anstieg der Borkenkäferpopulation, welcher die Fichte – die eigentlich ein Hochgebirgsbaum ist und an kühlere Temperaturen angepasst ist – nichts entgegenzusetzen hat.

Doch nicht nur die Fichte leidet unter den steigenden Temperaturen des Klimawandels, sondern auch bei den Buchen gilt: Nur noch die wenigsten Bäume gelten als 100% gesund. Es ist vor allem die Hitze, verschärft durch Regenmangel, die den Bäumen zu schaffen macht und sie in einen passiven „Reservemodus“ umschalten lässt so, dass ein normales gesundes Wachstum nicht mehr möglich ist. Andere Baumarten, wie etwa u.a. die Ulme, deren Holz wegen der schönen Maserung beliebt ist, werden von importierten Krankheiten „dahingerafft“ und sind nur noch vereinzelt in den Wäldern zu finden.

Forstwirtschaft und Politik

Doch nicht nur die hohen Temperaturen stellen ein großes Problem dar, sondern auch zwei andere Probleme, wo von Seiten der Politik und Forstwirtschaft aus dringend Handlungsbedarf besteht.

Das erste Problem liegt in der aktuellen forstwirtschaftlichen Arbeitsweise, bei der mit großen, schweren Maschinen im Wald gearbeitet wird. Diese sogenannten Holzvollernter (Harvester), zerstören auf Grund ihres enormen Gewichts den Waldboden durch Bodenverdichtung und führen zu Wurzelschädigungen. Zwar dürfen diese Maschinen heutzutage nicht mehr kreuz-und-quer durch den Wald fahren, sondern nur auf den sogenannten Rückegassen fahren, jedoch ist diese Methode auch nur bedingt besser, da der Wald durch die vielen Rückegassen in kleinere Parzellen unterteilt wird und somit die Vernetzung der Bäume über das Pilz-Wurzelgeflecht unterbunden wird. Eine Alternative hierzu fände sich in der altenhergebrachten Arbeitsweise mit Rückepferd oder Seilwinde.

Gerade zu Zeiten steigender Temperaturen ist ein geschlossenes Blätterdach wichtig um die Luftfeuchtigkeit wie in einer Glocke im Wald zu halten.

Das zweite Problem ist die hohe Wilddichte in den Wäldern Luxemburgs, welche durch Verbiss eine Naturverjüngung des Waldes unterbindet. Bestimmt hat sich der ein oder andere beim Waldspaziergang bereits über die vielen Holzgatter gewundert, die mitten im Wald zu finden sind. Diese Gatter sind der Versuch der Förster eine Regeneration des Waldes – vor allem junge Eichen u.a. seltenere Holzarten – zu ermöglichen.

Diese hohe Wildpopulation ist sowohl eine Folge des menschengemachten Klimawandels, da es weniger harte Winter gibt, welche die Population reduzieren, als auch eine Folge der modernen Landwirtschaft, bei der oft nahrungsreiche Mais- und Rapsfelder direkt an Waldrändern liegen und somit die Tiere ein reiches Futterangebot finden.

Die hohe Population an Schalenwild hat leider einen guten Appetit vor allem auf junge Knospen und Triebe, da diese noch saftig und leicht zu erreichen sind. Dies verhindert die dringend benötigte Erneuerung des Waldes. Deshalb plädieren auch Umweltorganisationen für eine neue gesellschaftlich akzeptierte Jagdpraxis um die hohe Wildpopulation wieder auf ein normales Maß zu bringen.

Lernen durch Austausch

Alles in Allem war die Exkursion am nationalen Tag des Baums eine gute Möglichkeit neues zu Lernen und dank der fachkundigen Führung durch Roger Schauls den Wald mit anderen Augen zu sehen. Es sind diese Momente des Austauschs und Lernens, welche den Willen in uns allen stärken uns für unsere Natur und ihre Biodiversität einzusetzen und sie wertzuschätzen.

So wird move. weiterhin versuchen auch in Corona-Zeiten, Exkursionen oder Austauschmöglichkeiten zu organisieren und einen Rahmen für Debatten und gemeinsames Lernen zu bieten.