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KÜHLUNG DER GOOGLE-ANLAGE AUF KOSTEN DER ALLGEMEINHEIT?! GRUNDLEGENDE FRAGEN BLEIBEN WEITERHIN UNBEANTWORTET!

Rezent bezog der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes Stellung im Dossier Google und vermittelte den Eindruck, als ob die Wasserproblematik gelöst sei, da Google auf Brauchwasser – sprich Wasser aus der Kläranlage – zurückgreifen würde. Dies ist aber nicht der Fall! Bereits im Mai bezog der Mouvement Ecologique diesbezüglich Stellung. Im Folgenden seien wesentliche Auszüge aus dieser damaligen Stellungnahme, die heute immer noch Gültigkeit hat, veröffentlicht. Der Mouvement Ecologique hat sich nunmehr erneut in dem Dossier an den Direktor des Wasserwirtschaftsamtes mit Fragen in diesem Zusammenhang gewandt (siehe unten). Parallel antwortet die Umweltministerin auf eine parlamentarische Anfrage, Google habe kein Dossier zum Erhalt der Betriebsgenehmigung bzw. mit weiteren Informationen eingereicht. Das Dossier Google wird demnach weiter für Diskussionen sorgen….

 

Auszüge aus der Stellungnahme des Mouvement Ecologique vom Mai 2022

«Zentraler strittiger Punkt im Dossier Google ist die Wasserversorgung für die notwendige Kühlung der An- lagen. Da offiziell keine Daten veröffentlicht werden, gibt es hierzu reichlich Spekulationen. So wird davon gesprochen, dass der Wasserverbrauch doch sehr erheblich sei, und etwa 5-10% der nationalen Trinkwasser- versorgung ausmachen könne. (…)

In Presseberichten war zu lesen, die Kühlung des Datazenters solle nicht mehr mittels Oberflächenwasser eines Bachlaufs oder durch Trinkwasser erfolgen. Genutzt würden nun vielmehr die Abwässer der Kläranlage SIDERO, die sich in Mersch befindet.

Auf den ersten Blick erscheint dies wohl eine verführerische Lösung darzustellen. Denn das anfallende Abwasser der SIDERO könnte im Durchschnitt mit etwa 7.500m3 täglich in der Größenordnung des Bedarfs von Google liegen. Was auf den ersten Blick als gute Lösung erscheint, wirft jedoch auf den zweiten Blick zahlreiche Fragen auf.

 

  • Kühlung durch Abwässer der Kläranlage SIDERO: im Sommer wohl keine Lösung. Und dann?

Es stellt sich die Frage, wie sich die Situation in den Sommermonaten darstellt, vor allem bei besonders heißem Wetter. Es ist gewusst, dass dann weniger Wasser in die Kläranlagen geleitet wird, sprich auch weniger Wasser für Google verfügbar wäre. Dies aber gerade zu einem Zeitpunkt, da bei hohen Tempe- raturen der Kühlbedarf von Google besonders hoch sein dürfte. Folgende Fragen ergeben sich:

–              Das Abwasser der SIDERO stammt aus Mischwasser, d.h. Abwässer aus Haushalten und Betrieben sowie Regenwasser. Gerade in den Sommermonaten regnet es weniger / kaum und auch die Abwas- sermengen nehmen ab (Urlaub, reduzierte ökonomische Aktivitäten). Gemäß eigenen Aussagen liegt der Durchfluss bei der SIDERO-Kläranlage zwischen 85-530 L/s. Im Sommer kann dieser bis auf 85 L/s sinken, die maximale Auslastung liegt bei 530 L/s.

Stellt sich unweigerlich die Frage, woher dann die fehlenden Wassermengen genommen werden?

–              Wird dann aber nicht trotzdem auf Trinkwasser zurückgegriffen? Und welche Mengen wären dann erforderlich?

–              Besteht somit nicht weiterhin das Problem, dass die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung in Konkurrenz zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung geraten könnte?

–              Und falls Google erneut Trinkwasser benötigen würde, was würde dies für das zuständige regionale Wassersyndikat bedeuten, welches die Versorgung sicherstellen muss: muss dieses seine „capacité réservée“ für einen evtl. Bedarf von Google erhöhen und entsprechend dafür zahlen?

–              Falls Google hingegen nicht auf Trinkwasser zurückgreifen würde, wäre dann erneut geplant Ober- flächenwasser zu nutzen? Das Problem bei dieser Strategie wäre aber weiterhin, dass in den Sommer- monaten die Fluss- und Bachläufe bereits Niedrigwasser führen und jedwede weitere Wasserentnahme im Hinblick auf die Biozönosen sowie den ökologischen Gewässerzustand nicht verantwortlich wäre…

 

  • Gestion des „Google-Abwassers“: viele Fragen bleiben offen

Das Abwasser zur Kühlung des Datazenters, welches von der SIDERO stammen würde, wird derzeit noch integral der Alzette zugeführt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten für die Zukunft, im Falle einer Kühlung der Google-Anlage:

–              Es wird nicht mehr in die „Uelzecht“ eingeleitet sondern von Google aus in die dort fließende Attert. Dies hätte zur Folge, dass de facto der „Uelzecht“ erhebliche Wassermengen verloren gingen, die Attert im Gegensatz erhebliche zusätzliche Abflüsse erhalten würde. Immerhin ist von einer Menge von 7.500 m3 täglich die Rede! Eine Wassermenge, die durchaus substantiellen Einfluss auf das Ökosystem Wasser hat. Die Alzette kennt bereits heute einen alarmierenden Niedrigstand, ohne diese Wassermengen riskiert sie, zu kollabieren! Die Attert hingegen müsste erhebliche neue Wassermengen bewältigen, die täglich eingeführt würden. Aus ökosystemischer Sicht würde diese Vorgehensweise ein großes Problem darstellen.

Ein Bachlauf stellt ein lebendiges Ökosystem dar, dem nicht wahllos Wasser entzogen oder wieder eingeleitet werden kann.

–              Die zweite Option wäre, dass das Wasser nach der Kühlung des Datazenters wieder Richtung SIDERO-Anlage rückgeführt und dort weiterhin in die Alzette eingeleitet wird. Dann aber stellt sich das Problem des Energieverbrauchs, von überschläglich in der Größenordnung von 2 MWh/täglich (bei einer Länge von 4 km und einem geschätzten Höhenunterschied von 50 Metern, inkl. leitungsabhän- gigen Reibungsverlusten). Gerade in Klimaschutzzeiten, in denen jeder Einzelne Energie einsparen soll, erscheint dies doch recht fragwürdig.

 

Kommt aber hinzu: Der mögliche Impakt des Google-Abwassers auf einen Flusslauf ist nicht geklärt!

Es liegen keine Informationen vor, inwiefern das Kühlwasser von Google, das in das Oberflächenwas- ser abgeleitet wird, belastet ist. Es scheint aber klar, dass das Abwasser aus verständlichen Gründen leicht erhitzt ist. Bereits eine erhöhte Temperatur von einem Grad, stellt dabei jedoch ein Problem für jeden Flusslauf dar. Gibt es Analysen zu diesem so wichtigen Aspekt? Auf keinen Fall darf ein Projekt durchgewunken werden, wenn nicht zu 100% garantiert ist, dass das Abwasser keinen Schaden am Ökosystem Oberflächenwasser mit sich bringt. Ggf. müsste ein riesiges Retentionsbecken gebaut wer- den… bei 7.500m3 Wasser täglich ist dies ein spannendes Unterfangen…

Auch wäre ggf. die Frage aufzuwerfen, inwiefern nicht bereits heute andere Einleitungen von Firmen die chemo-physikalische Wasserqualität der Attert beeinträchtigen. Gibt es hier kumulative Effekte, die einer Einleitung von Google-Kühlwasser in die Attert entgegenstehen würden?

 

Das Problem der Wasserversorgung für das Megaprojekt von Google ist demnach weiterhin aktuell! Die Nichtkommunikation über diese Fragestellung seitens der Regierung bleibt nach wie vor fahrlässig.»

 

Auszug aus dem Brief an den Direktor des Wasserwirtschaftsamtes vom Oktober 2022

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

18.11.22