Gesundheit – Ernährung
  • Print Friendly


Hochbelastete Lebensmittel: Unverständliche Reaktion der Gesundheits- und Verbraucherministerin

Der Mouvement Ecologique berichtete Ende 2021 über die Rückstände von Pestiziden in Lebensmitteln[1], die in Analysen des Gesundheitsministeriums festgestellt wurden.

Zur Erinnerung:

Alle in Luxemburg produzierten Biolebensmittel waren positiverweise pestizidfrei, aber:

  • Über 115 verschiedene Substanzen wurden in den Proben von Lebensmitteln aus konventioneller Herstellung nachgewiesen!
  • Unter den 8 laut Bericht am Häufigsten gefundenen Wirkstoffen (6 Fungizide und 2 Insektizide) befinden sich einige, die nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO als hochgefährlich eingestuft werden!
  • 25 % aller Proben enthielten Rückstände von Wirkstoffen, welche in der EU nicht zugelassen sind!

Wegen der sehr häufigen Belastung der analysierten Lebensmittel und da ein Viertel der Proben Giftstoffe enthielten, welche nicht in der EU zugelassen sind, verwies der Mouvement Ecologique in einem Schreiben an die Verbraucher- und Gesundheitsministerin Paulette Lenert auf die Problematik der Situation und fragte ebenfalls eine Unterredung zum Thema an.

Die Antwort der Ministerin ist mehr als enttäuschend: Neben der Weigerung eines Austauschs über das Thema, geht die Ministerin in ihrem Antwortschreiben in keinem Punkt auf die grundsätzlichen Fragen ein:

  • Was unternimmt das Verbraucher- und Gesundheitsministerium, damit derartige Lebensmittel weniger in Luxemburg verkauft werden?
  • Ist davon auszugehen, dass die hoch pestizidbelasteten Lebensmittel (auch jene, die eigentlich nicht verkauft werden dürften) trotzdem von unwissenden Verbrauchern gegessen werden? Denn die Analyse der Probe dürfte doch so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass die Lebensmittel beim Vorliegen der Resultate längstens gekauft und wohl auch gegessen worden sind… Wie kann hier reagiert werden?
  • Werden Produzenten von belasteten Lebensmitteln geahndet? Illegales Verhalten muss einerseits geahndet werden und andererseits sind Sanktionen wichtig, damit diese Anbieter nicht weiterhin gesundheitsschädliche Lebensmittel auf den Markt bringen.

Höchst befremdlich ist zudem die Aussage der Ministerin zum nationalen Aktionsplan zur Reduzierung der Pestizide: Obwohl das Gesundheitsministerium in diesem Dokument namentlich als verantwortliche Stelle zur Umsetzung von verschiedenen konkreten Maßnahmen aufgeführt wird, gibt Frau Lenert die sprichwörtliche „heiße Kartoffel“ an das Landwirtschaftsministerium weiter. Vielleicht, weil ihr bewusst ist, dass Kartoffeln hierzulande die am 2-häufigsten mit Pestiziden behandelte landwirtschaftliche Kultur sind[2]

Dem Mouvement Ecologique ist natürlich bewusst, dass die COVID-Krise oberste Priorität genießt. Und doch: die Verwendung von Pestiziden ist höchst problematisch für die Biodiversität und die Gesundheit der Anwender – der Verzehr der Lebensmittel besonders problematisch.

Dass die Ministerin eindeutig über die sehr hohe Pestizidbelastung von Lebensmitteln in Luxemburger Geschäften informiert ist und nicht adäquat reagiert ist fahrlässig. Es sei daran erinnert, dass die Ministerin nicht „nur“ das Gesundheits- sondern auch das Verbraucherschutzministerium innehat!

Diese Situation ist nicht länger tragbar.

 

Mouvement Ecologique, 9. März 2022

 

 

[1] https://www.meco.lu/de/blog/documentcenter/staatliche-analysen-zeigen-zu-hohe-pestizidbelastung-der-lebensmittel-nur-biologisch-produzierte-praktisch-ohne-rueckstaende/

[2] Nachzulesen im Dokument des Landwirtschaftsministeriums über den IFT (Indicateur de fréquence de traitement) https://agriculture.public.lu/de/publications/pflanzen-boden/Pflanzenschutz/brochure-ift.html