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Die Klimakrise und das Ende der Ausredengesellschaft

Der Mouvement Ecologique lädt, gemeinsam mit zahlreichen Partnerorganisationen, alle Interessierten herzlich zu einem Vortrag ein, am Mittwoch, den 25. September 2019 um 20:00 im Hotel Parc Belle-Vue, 5, av. Marie-Thérèse,Luxemburg (salle Marie-Thérèse).

 

Erleben wir 2019 mit „Fridays for Future“ tatsächlich einen gesellschaftlichen Umbruch in Sachen Klimaschutz?

Zum Verhältnis von Medien, Protest, Gesellschaft und politischen Mehrheiten

 

Seit Jahrzehnten mühen sich Umweltbewegungen und Wissenschaftler den Klimaschutz als absolute Priorität auf die politische Agenda zu bekommen. Das hat bis vor kurzem nicht so recht geklappt: die Klimapolitik wurde von den meisten EU Mitgliedstaaten nur halbherzig angegangen. Die meisten Wissenschaftler
sind davon überzeugt, dass es für die Herausforderungen des Pariser Abkommens eine ganz andere politische Dynamik geben muss: zur echten Dekarbonisierung müssen Regierungen wesentlich weitergehende Maßnahmen ergreifen in Bereichen wie Energie, Industrie, Verkehr und Gebäude.
Doch dazu braucht es politische Mehrheiten, die es bisher nicht gab. Dazu braucht es auch eine neue gesellschaftliche Unterstützung, die bis vor kurzem nicht in Sicht war. Nun hat sich im Jahre 2019 plötzlich einiges getan: die jungen Leute von Fridays for Future, die Wetterextreme und neue beunruhigende Berichte
des IPPC haben das Thema plötzlich wieder ganz nach oben katapultiert. Nationale Regierungen – wie die deutsche in Sachen Braunkohle – kommen in Erklärungsnot und fühlen den Druck aus Medien und Gesellschaft.

Was passiert hier genau? Was hat “Fridays for future” und Greta Thunberg geschafft, was die NGOs bisher nicht geschafft haben? Und wird das Thema bleiben und wirklich politisch was verändern?
Martin Unfried beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit den Ausreden von Politik und Gesellschaft in Sachen Klimaschutz. Was waren und sind die Ausreden genau? Warum hat bisher so oft das „Ja, aber!“ gesiegt? Mit einem heiteren Blick zurück wird er analysieren, wie unsere Ausredengesellschaft funktioniert, und welche Rolle Medien und Umweltbewegung dabei spielen. Besonders interessiert ihn das Wechselspiel von gesellschaftlichem Engagement und politischen Mehrheiten. Dabei wird er beispielsweise die niederländischen und deutschen Verhältnisse vergleichen.
Der Vortrag soll auch die eigene Arbeit kritisch beleuchten: welche neuen und innovativen Kommunikationsstrategien sind nötig, um Politik und Gesellschaft tatsächlich längerfristig für eine neue und konsequentere Klimapolitik zu gewinnen?

 

Der Referent:

Martin Unfried arbeitet seit 2019 an der Universität in Maastricht im Bereich EU Politik und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Zuvor war er mehr als 20 Jahre Dozent für EU Umweltund Klimapolitik am European Institute of Public Administration in Maastricht. Er studierte Politik- und  Theaterwissenschaften in Erlangen und arbeitete nebenbei als Rundfunk Journalist. Unfried plädiert seit Jahren für mehr „Ökotainment“, nämlich eine weniger mit Moral getränkte Aufarbeitung umweltpolitischer Themen. In diesem Sinne schrieb er viele Jahre die Kolumne «Ökosex» in der Berliner taz. Heute schreibt er eine regelmässige Kolumne in der Zeitschrift des deutschen ökologischen Verkehrsclubs VCD.