Kultur und Natur
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Wissen wie der Hase läuft: Guter Start der „Aktioun Hues“ und überraschende Rekordzahlen der Hasenpopulationen in Deutschland

Der Mouvement Ecologique und das Oekozenter Pafendall haben kurz vor Ostern ihre Mitmach-Aktion „Aktioun Hues“ lanciert. Eine erste kleine Rückmeldung über den Verlauf der Aktion finden Sie hier.

 

Über 30 Meldungen des possierlichen Tiers hatten uns schon über die Ostertage erreicht, mittlerweile sind es 80, die auf iNaturalist gesammelt wurden. Einige davon haben selbst uns überrascht, so wie die abgebildeten Flughafen- und Straßen-Hasen.

 

 

Ähnlich überraschend wie der urbane Meister Lampe, waren die Meldungen des Deutschen Jagdverbandes, die vor Ostern für Schlagzeilen und auf den ersten Blick Stirnrunzeln sorgten: In Deutschland wurden anscheinend so viele Hasen wie noch nie zuvor gezählt – warum machen wir dann zeitgleich in Luxemburg auf die Gefährdung des Hasen aufmerksam?

 

Klar, dass Deutschland nicht Luxemburg ist – in groben Zügen hinsichtlich Landwirtschaft, Siedlungen und Verkehr wohl aber vergleichbar (wobei Luxemburg aber noch stärker zerschnitten ist).

Richtig ist, dass sich die Hasenpopulationen wegen vergangener warmer und trockener Frühjahre (Klimawandel lässt grüßen) etwas erholen konnten und somit mehr anzutreffen sind. Ist die Witterung dagegen kühler und vor allem feuchter, sterben vermehrt Junghasen. So konnte in Deutschland im Jahr 2023 die höchste Hasen-Dichte seit Beginn dieser Zählungen im Jahr 2001 festgestellt werden: 19 Feldhasen pro Quadratkilometer (1).

 

Doch auch falls die Klimabedingungen etwas günstiger für den Hasen sein mögen – der Lebensraumschwund hat trotzdem diesseits und jenseits der Grenze massiv stattgefunden: Hecken, Altgrasstreifen, Feldraine, Ackerbrachen und kräuterreiche Wiesen und Weiden sind in den letzten 50 Jahre aus unseren Landschaften verschwunden, mit ihnen eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Als Verlierer dieses Landschaftswandels sei das in Luxemburg quasi ausgestorbene Rebhuhn genannt, das sehr ähnliche Ansprüche an seinen Lebensraum stellt wie der Hase. Der dafür verantwortliche Landnutzungswandel hat vor allem mit den Flurbereinigungen seit den 70er Jahren stattgefunden.

 

Große Verluste bei unterschiedlichen Tierpopulationen hat es also auch in Deutschland schon vor 2001 (dem Beginn des hier vorgestellten Hasenmonitoring) stattgefunden. Die Deutsche Wildtier Stiftung betont, dass auch trotz der rezenten positiven Entwicklung der Trend des Feldhasen in Deutschland über die letzten 50 Jahre immer noch negativ ist (2). Auch der Deutsche Jagdverband weist darauf hin, dass die vier Prozent Brachfläche für bestimmte landwirtschaftliche Betriebe, die von der Europäischen Union bereits 2023 beschlossenen wurde, umgesetzt werden müsste, um ein

 

Zugewinn für die Artenvielfalt zu sein. Dass diese Auflagen durch den Druck der Bauernproteste nun ausgesetzt werden, führt tendenziell zu weniger Lebensraum für Feldhase, Rebhuhn oder Feldlerche.

 

Natürlich ist es sehr aufmunternd, auch einmal positive Meldungen aus der Natur zu bekommen! Auch wir bleiben gespannt, wie viele Beobachtungen im Rahmen der „Aktioun Hues“ noch gemeldet werden.

 

Hier können Sie mitverfolgen, wo Feldhasen im Rahmen dieser Mitmach-Aktion gemeldet werden: https://www.inaturalist.org/projects/aktioun-hues

 

Nach wie vor plädieren wir für ein nationales, langjähriges wissenschaftliches Monitoring des Hasen in Luxemburg. Für alle bejagten Wildarten können nur so fundierte Entscheidungen über die Bestandsregulierung getroffen werden.

 

Quellen:

1 https://www.jagdverband.de/rekord-bei-feldhasenzaehlung

2 https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/feldhasen-gefaehrdet-zaeh-lung-rekord-100.html

 

25.04.24