Wéi e Lëtzebuerg fir muer? – Aufschlussreiche Resultate einer Umfrage anlässlich der Oekofoire

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Über 900 Personen beteiligten sich an einer Umfrage, welche auf der Oekofoire 2016 zum Thema „Wéi e Lëtzebuerg fir muer?“ durchgeführt wurde. Auch wenn die Teilnehmer nicht a priori nach einem repräsentativen Querschnitt ausgewählt wurden, sind die Resultate doch sehr aufschlussreich:

 

Wachstum: wünschenswert und steuerbar? Nein, so die Mehrheit…

Die erste Frage ging um die grundsätzliche Einstellung zum 1,2 Millionen Einwohnerstaat. Dabei stimmten 48% der TeilnehmerInnen folgender Aussage zu: Die Folgekosten und –probleme sind nicht zu bewältigen (Infrastrukturen, Mobilität, Zersiedlung, Wasserwirtschaft….). Die Politik sollte alles unternehmen, um das Wachstum zu begrenzen.“ 11% gaben an, diese Entwicklung zwar abzulehnen, befürchten jedoch, dass sie nicht zu verhindern sei. Verhältnismässig wenige – 26% -waren der Überzeugung, wir würden die Entwicklung, die nicht aufzuhalten sei, in den Griff kriegen „Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten und grundsätzlich kein Problem, wenn wir sie gut steuern und planen. Dies wird uns gelingen.“ ). 16% ihrerseit gaben an, diese Entwicklung wäre nicht aufzuhalten, trauen uns aber nicht zu, sie gut gesteuert und geplant zu kriegen.

Demnach doch recht aussagekräftige Prozentzahlen, wenn sich insgesamt 59% der TeilnehmerInnen gegen die Entwicklung in Richtung 1,2 Mio Einwohnerstaat aussprechen (auch wenn sie nicht alle der Überzeugung sind, dass die Entwicklung steuerbar ist).

Grunsätzlich ablehnende Haltung gegenüber der Wachstumslogik – gewisse Zustimmung für „grünes Wachstum“

Besonders aufschlussreich ist, dass die Mehrzahl der TeilnehmerInnen grundsätzlich gegen die Wachstumslogik ist, auch unabhängig davon, in welchen Branchen. Auf die Frage „Luxemburg strebt eine jährliche Steigerung des Bruttoinlandproduktes (BIP) um 3-4% an. Welche der folgenden Aussagen teilen Sie in diesem Kontext eher?“ stimmten 54% dieser Aussage zu: „Ich bin zwar für das Wachstum zukunftsweisender Branchen, aber grundsätzlich gegen diese blinde Wachstumslogik. Dies wegen ihrer negativen ökologischen und sozialen Konsequenzen.“ Aber immerhin 40% sprachen sich für das sogenannte „grüne Wachstum“ und folgende These aus: „Ich bin grundsätzlich für ein weiteres Wachstum, es sollte jedoch so weit wie möglich in Zukunftsbranchen erfolgen (Biotechnologie, Solarenergie …).“ Nur 6% der Befragten waren folgender Überzeugung: „Ich bin grundsätzlich für ein weiteres konsequentes Wachstum, wir brauchen dieses Wachstum, u.a. auch um unser Sozialsystem finanzieren zu können.“

„Grünes“ oder „qualitatives Wachstum“ wird zwar befürwortet, die Mehrzahl der Befragten steht dem Wachstumsdogma jedoch grundsätzlich negativ gegenüber.

Welche gesellschaftlichen Prioritäten und Werte?

Das Resultat betreffend der grundsätzlichen Werteeinstellung ist bedenkenswert: 45% der TeilnehmerInnen treten – auch im Rahmen der anstehenden Debatten über die Entwicklung des Landes – für folgende Überzeugung ein: „Ich trete ein für eine Gesellschaft, in der weniger auf materielle Werte gesetzt wird und mehr auf ein Miteinander und verbesserte Lebensqualität. Ich bin persönlich bereit – wie viele andere Menschen auch -, ggf. Veränderungen in meinem Leben anzugehen.“

38% ihrerseits teilen zwar diese Einstellung, denken aber, dass „die Mehrzahl der BürgerInnen nicht bereit ist, die Änderungen mit zu tragen.“ Lediglich 17% sind der Überzeugung materielles Wachstum ginge Hand in Hand mit anderen Werten und befürworten folgende Aussage: „Soziale Beziehungen und die Lebensqualität bedeuten mir viel. Ich bin aber der Überzeugung, dass wir gleichzeitig das materielle Wachstum fördern sollen. Beides kann Hand in Hand gehen. »

Auch wenn die Umfrage sicherlich nicht repräsentativ ist, so dürfte die Tatsache, dass 83% der TeilnehmerInnen angeben, Ihnen lägen soziale Beziehungen und gute Lebensqualität mehr am Herzen als wirtschaftliches materielles Wachstum dennoch ein, auch politisch, bedeutsamer Hinweis sein.!

Alternativen zur Sicherung des Sozialsystems?

Nur 9% der TeilnehmerInnen waren der Überzeugung, es gäbe keine Alternative zur Finanzierung der Sozialsystems als über ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum. 39% sprachen sich dafür aus, alternative Wege auszuloten („es gibt andere zusätzliche Wege das Sozialsystem zu finanzieren (z.B. Spekulations- und Kapitalsteuer… )“ und immerhin 52% die Ausgabenpolitik  des Sozialsystems zu überdenken „man müsste auch über die Ausgaben des Sozialsystems nachdenken und diese hinterfragen.“