Umweltpolitik
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Reform vun der Agrarpolitik: Viraussetzunge fir de Schutz vu Klima a Waasser an d’Interessi vum Bauer méi an de Fokus réckelen!

Replay: „Mehr Biodiversität und Umweltschutz mit der Landwirtschaft“, organisiert vom Observatoire de l’environnement naturel

Bedarfsanalyse und Maßnahmenvorschläge für den neuen Agrar-Strategieplan Luxemburgs

Am Donnerstag, den 10. Juni 2021 stellte das Observatoire de l‘Environnement Naturel“ in einer online Konferenz seine rezente Studie vor (Mai 2021), in welcher der Zustand der Biodiversität in Luxemburg analysiert sowie der Bedarf an naturnah-bewirtschafteten Flächen zum Erhalt der Biodiversität im Offenland ermittelt wurden.

Der Mouvement Ecologique ist im „Observatoire de l‘Environnement Naturel“ vertreten und unterstützte deshalb die Veranstaltung.

Hier können Sie sich die Video-Aufnahme der Konferenz ansehen:

 

Anlass für diese Studie ist die anstehende Neuausrichtung der Europäischen Agrarpolitik (GAP) für die kommenden Jahre. Doch wie lässt sich die Förderung der biologischen Vielfalt mit den berechtigten Interessen der Landwirte in Einklang bringen? Umweltleistungen müssen sich für Bauern lohnen und gleichzeitig wirksam sein. Die vorliegende Studie skizziert verschiedene Szenarien, wie die nationale Agrarpolitik in Luxemburg in Zukunft naturnah gestaltet werden kann.

Vorgestellt wurde die Studie von Frau Nadja Kasperczyk vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frankfurt/Main (FiBL) und Herrn Dr. Rainer Oppermann vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität, Mannheim (ifab), welche die Studie im Auftrag des Observatoire ausgeführt haben.

 


 

Die Auswirkungen der aktuellen Agrarpolitik auf Biodiversität, Gewässer und Klima sind alarmierend

Frau Kasperczyk erläuterte den alarmierenden Zustand der Biodiversität (siehe „Der Zustand der Natur in Luxembourg“) aber auch der Gewässer und des Grundwassers in Luxemburg – keines der 98 natürlichen Oberflächengewässer befindet sich in einem guten Zustand und nur 50% der Grundwasserkörper sind in einem guten chemischen Zustand. Belastet werden die Gewässer vor allem durch einen hohen Nitrat- und Pestizideintrag, sprich durch die aktuelle landwirtschaftliche Praxis mit ihrem überdurchschnittlich (im Vergleich zu anderen europäischen Ländern) hohen Viehbesatz. Dieser wird auch als Grund für das gleichbleibende Niveau der Treibhausgasemissionen, die durch die Landwirtschaft entstehen, in Luxemburg genannt. Während diese in Europa im Schnitt über die letzten 30 Jahre um 20% gesunken sind, stagnieren sie wie angeführt in Luxemburg.

 


 

Welche Reformen sind notwendig?

Um das Ruder herumzureißen bräuchte es auf 30% des Grünlandes (= 21.680 ha) und 25-30% des Ackerlandes (= 18.155 ha) in Luxemburg ökologisch wirksame Maßnahmen, so Dr. Rainer Oppermann vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität. Hierzu gehören z.B. extensive Wiesen und Weiden, Altgrasstreifen, Uferrand-/Pufferstreifen, mehrjährige Blühflächen, artenreiche Ackersäume,… Aktuell fehlen solche Maßnahmen auf 8.609 ha Grünland und 12.362 ha Ackerland (es braucht 40 bzw. 68% mehr Maßnahmen-Fläche als aktuell umgesetzt).

Damit ökologisch wirksame Maßnahmen großflächig umgesetzt werden können, braucht es ein Umdenken in der Agrarpolitik und eine grundlegende Umstrukturierung der Gemeinsamen Agrarpolitik auf europäischem Niveau  (GAP) und der damit verbundenen Verteilung der Gelder, die in die Landwirtschaft fließen und sie somit maßgeblich gestalten. Unumstritten ist, dass Landwirte für die Gemeinwohlleistungen, welche Sie über ökologisch wirksame Maßnahmen erbringen, entlohnt werden müssen. Es darf jedoch auch nicht vergessen werden, dass Flächen auf denen ökologisch wirksame Maßnahmen umgesetzt werden, nicht (unbedingt) vollständig aus der Produktion herausgenommen werden, bzw. die intensiv genutzten Produktionsflächen auch von einer hohen Biodiversität, sauberem Wasser, gesundem Boden und angenehmem Klima profitieren. Sprich, von ökologisch wirksamen Maßnahmen profitiert nicht nur die Allgemeinheit sondern auch der Landwirt selbst, wenn die politischen Rahmenbedingungen dementsprechend ausgelegt sind (Exportsubventionen vs. Produktion für den regionalen Bedarf).

 


 

Was ist der Stand der Dinge?

Aktuell wird die GAP für 2023 im EU Parlament, der Kommission und dem Ministerrat diskutiert. Jedes Land, so auch Luxemburg, muss einen nationalen Strategieplan zur GAP vorlegen, der sich auf eine Bedarfsanalyse zum Biodiversitäts-, Gewässer- und Klimaschutz stützt.

Die vorliegende Studie des Observatoirs hat nicht nur eine Bedarfsanalyse aufgestellt, sondern schlägt auch verschiedene Maßnahmen-Szenarien vor, über welche die identifizierten Bedürfnisse für Biodiversität-, Gewässer- und Klimaschutz in der Landwirtschaft angegangen werden können.

Die Studie wurde unter anderem auch dem Landwirtschaftsministerium vorgestellt, was zuständig für die Ausarbeitung des nationalen Strategieplans ist.

 


 

Über die neue GAP wird den EU Mitgliedsstaaten viel individueller Handlungsraum zugesprochen werden. Nun liegt es an Luxemburg diesen auch zu nutzen, um unsere Landwirte dabei zu unterstützen die landwirtschaftliche Praxis so (um)zu gestalten, dass der Zustand der Biodiversität, unserer Gewässer und des Klimas erheblich verbessert wird.