Kultur und Natur
  • Print Friendly


Denkmalschutz im PAG-Rahmen am Beispiel Alzettetal:

Download(s)

Neiertz HaffDurch die Siedlungspolitik der vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben zahlreiche luxemburger Ortschaften langsam ihren historisch und kulturell gewachsenen Charakter verloren. Dies trifft leider auch auf das Alzettetal zu. Die Dörfer des Alzettetales zwischen Weimerskirch und Mersch sind, historisch gesehen, geprägt durch die alte Handelsstraße (heutige N7). Sie sind im Laufe der Zeit mehr und mehr zusammengewachsen, mit damit verbundenen Verlusten an Lebensqualität, an  einer starken Zersiedlung des Tales, Verlust von Erholungsgebieten u.a.m.. Dabei wurden schleichend Dorfmuster und nicht selten historisch-kulturelle und deshalb schützenswerte Gebäude und deren Areale, welche die dörfliche Struktur mitgestaltet haben, zerstört.

Westlich der Alzette befinden sich jedoch noch Dörfer wie Hunsdorf oder Prettingen, die von der Zersiedlungswut weitgehend verschont blieben, dies obwohl auch hier schon vieles der Abrissbirne und beigefügter Allerweltsarchitektur zum Opfer fiel. Dies wohl auch aufgrund ihrer Entfernung zur Hauptstraße sowie ihrer topographischen Lage. Doch die voranschreitende Siedlungswut droht auch hier nicht halt zu machen; und in den letzten Jahren wurden bereits vermehrt schützenswerte Objekte für schnelles Bauen zerstört.

Derzeit wird in den Gemeinden des Alzettetales – wie in anderen Gemeinden auch – an der Überarbeitung des Flächennutzungsplanes gearbeitet.

Hinsichtlich der geschilderten  Entwicklung fordert der Mouvement Ecologique und seine Regionale „Uelzechtdall” eine öffentliche Debatte über die Entwicklung der Gemeinde im Rahmen des neuen PAG, wobei

  • mit den BürgerInnen, und selbstverständlich auch den zuständigen Kommissionen der Gemeinde eine Diskussion darüber stattfinden soll, wie sie die Entwicklung der Ortschaften sehen (welche Siedlungsentwicklung, wie den Charakter der Ortschaft erhalten u.a.m.) und wie sie sich das zukünftige Ortsbild vorstellen. Dieses sollte optimalerweise im Rahmen der Erstellung der “étude préparatoire” erfolgen.
  • eine fachlich fundierte Bestandsaufnahme der denkmalschutzwürdigen Gebäude / Areale erfolgen muss, die öffentlich zugänglich gemacht und über deren Unterschutzstellung im Rahmen des neuen PAG diskutiert wird. Die „Convention Uelzechtdall“ kann zudem ein Instrument für die eingebundenen Gemeinden sein, um einen flächenübergreifenden Kataster denkmalwürdiger Objekten gemeindeübergreifend zu erstellen.

Ein sehr aktuelles Fallbeispiel für den Handlungsbedarf stellt der „Krellhof” – genannt „Hof Neiertz“ in Hunsdorf (Gemeinde Lorentzweiler) dar. Die nationale Denkmalschutzbehörde hat mit stichhaltigen Argumenten dessen Klassierung in die Wege geleitet. Zum grossen Bedauern des Mouvement Ecologique Regionale Uelzechtdall sprach sich die Gemeinde gegen dessen Klassierung aus. Grund hierfür war wohl auch, dass der Hof weiteren grösseren Siedlungsprojekten zuwidersteht.
Der Mouvement Ecologique begrüsst allerdings die wichtige Entscheidung der Kulturministerin (Erlass vom 18.Oktober 2013) den so prägenden und schützenswerten Bauernhof in das „Inventaire supplémentaie des Sites et Monuments“ aufzunehmen.
Um den Erhalt und die Inwertsetzung sowohl des Hofes wie des Außengeländes für die Zukunft definitiv abzusichern, hat der Mouvement Ecologique der neuen Ministerin vorschlagen, über diese Einschreibung hinaus, die Prozedur für eine regelrechte Klassierung als „monument national“ in die Wege zu leiten, um somit den Schutzstatus zu erhöhen.

Der „Krellshof“ ist in der Tat eine der wenigen Strukturen, die der Ortschaft Hunsdorf noch den Stempel des “Haufendorfes” aufprägen. Auch wenn dieser ehemaliger Streuhof nicht direkt im Ortskern liegt, prägt er durch sein Mauerngeflecht in das Dorf hinein den Charakter der Ortschaft. Da der Krellshof schon auf dem „Urkadaster“ und den alten “Ferrarikarten” aufgezeichnet ist, dürfte er aus den Jahren 1700-1750 (Spanisch Niederlande – Habsburger Zeit) datieren. In dieser Form ist er einzigartig im Alzettetal; Denkmalschützer werten zudem den Baustil sowie den Dachstuhl von besonderem Wert. Diese gewachsene spezifische Struktur darf nicht durch “Allerweltsarchitektur” aufgelöst werden, der authentische Charakter der Ortschaft, der identitätsprägend ist, muss erhalten bleiben.

Losgelöst von Denkmalschutzaspekten, wäre eine weitere Siedlungsentwicklung an diesem Standort auch aus sozialer, urbanistischer und Mobilitätssicht zu hinterfragen. Eine neue grössere Siedlung auf diesem Standort würde unweigerlich mehr Verkehr in die Ortschaften Steinsel-Bereldingen ziehen. Zudem vergrößert diese Siedlung die Gefahr / den Druck, dass der CR123 in beide Richtungen geöffnet werden wird…. Somit wären dann auch die Ortschaften Prettingen und Gosseldingen verstärktem Verkehr ausgesetzt.

Das Fallbeispiel des „Krellshof“ illustriert das aktuelle Dilemma der nationalen Denkmalschutzpolitik: wo muss der Staat aufgrund einer nationalen Denkmalschutzstrategie seine Verantwortung verstärkt übernehmen, wo die Gemeinden? Diese Grundfrage muss zu Beginn dieser neuen Legislaturperiode endlich zwischen allen Akteuren offen diskutiert werden!