Naturschutz Land- und Forstwirtschaft
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Regionale Uelzechtdall: Das Spannungsfeld „Siedlungsentwicklung und Naturschutz“ am Beispiel Lintgen

Die Regionale „Uelzechtdall“ wurde von einer Reihe von Mitgliedern kontaktiert wegen einem Bauvorhaben in Lintgen. Nach Rücksprache mit diesen und auch nach eingehender Diskussion in der nationalen Arbeitsgruppe „Naturschutz“ wurde daraufhin eine Reklamation beim Schöffenrat der Gemeinde Lintgen eingebracht, dies im Rahmen der öffentlichen Prozedur zur punktuellen Abänderung des kommunalen Flächennutzungsplanes (PAG).

Es geht um die Umklassierung einer „Zone différée“ am Rande der Ortschaft Lintgen, in ein Baugebiet. An sich wäre dies ein eher normaler Vorgang, befände sich nicht in dieser Zone eine Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume: von Kleingärten, einem temporären Wasserlauf, Flachland-Mähwiesen bis hin zu Streuobstwiesen (Bongerten) und Hecken. Es ist nicht verwunderlich, dass demnach auch eine Reihe, eher selten gewordener, Arten hier vorkommen: vom
Gartenrotschwanz, dem Grünspecht bis hin zum Neuntöter, einer Art, die als gefährdet gilt und auch gemäß EU-Direktive besonders geschützt ist. Zudem gilt der Bereich als potentielles Brutgebiet des Steinkauzes, sowie als Teiljagdgebiet des Rotmilans.

Der Umweltbericht, der im Rahmen einer solchen Prozedur vorgesehen ist, wurde jedoch auf der Internetseite der Gemeinde – entgegen den gesetzlichen Vorschriften – nicht oder nicht während der ganzen Einspruchszeit – veröffentlicht.

Das Fallbeispiel Lintgen illustriert ein Problem, das sich aufgrund des Drucks auf dem Wohnungsmarkt auch andernorts stellt bzw. stellen wird: Kompensationspflanzungen (die im Falle Lintgen vorgesehen sind) können die Zerstörung einer solchen Vielfalt von Lebensräumen an einem Standort nicht ersetzen. Einerseits erfolgen diese vielfach räumlich von einander getrennt, andererseits braucht es viele Jahre bis eine annähernd gleichwertige Qualität erreicht werden kann.

Im Reklamationsschreiben des Mouvement Ecologique wird die Frage aufgeworfen, ob es nicht sinnvoller wäre, prioritär solche Standorte auf kommunaler (oder regionaler) Ebene für Wohnzwecke zu nutzen, die unproblematisch aus naturschutzpolitischer Sicht sind. In Lintgen gilt dies z.B. für das Areal der Firma Rotarex (das demnächst wegen Umsiedlung der Firma für Bauzwecke frei werden wird), das zudem an Bus und Zug besser angebunden ist.

Das Spannungsfeld „Siedlungsentwicklung – Schutz der natürlichen Umwelt“ wird letztlich solange nicht aufgelöst werden können, wie Luxemburg sich weiterhin einem blinden Wachstum verschreibt… Auch ein ausgeklügeltes (und vielfach bürokratisches) System von Kompensationsmaßnahmen wird daran nichts ändern. Der jetzige Flickenteppich aus z.T. zusammengewürfelten Bauprojekten im Alzettetal hätte außerdem durch eine – auch naturschutzrelevantere – interkommunale Gesamtplanung auf der Ebene des Alzettetales vermieden werden können.

Die detaillierten Einsprüche finden Sie unter den Downloads