Landesplanung – Urbanismus
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Neue Wege gehen in der Siedlungsentwicklung – Inspiration aus den Erfahrungen der Stadt Tübingen.

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Am Mittwoch 30. Januar hatte der Mouvement Ecologique und das Oekozenter Pafendall gemeinsam mit der « Fondation de l’architecture et de l’ingénierie Luxembourg », dem Syvicol sowie unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Wohnungsbau, des Innenministeriums sowie des Ministeriums für nachhaltige Entwicklung zu einer Fachveranstaltung in das Kulturzentrum Strassen zum Thema “Neue Wege gehen in der Gemeindeentwicklung und der Planung von Siedlungen – Von den Erfahrungen der Stadt Tübingen lernen” eingeladen.

Etwa 150 Gemeindeverantwortliche, Mitglieder in Studienbüros sowie interessierte BürgerInnen nahmen an der sehr interessanten Veranstaltung teil.

Als Hauptredner des Abends trug Dr. Cord Soehlke, Baubürgermeister der Stadt Tübingen,  deren Konzept vor. Dieses besticht dadurch, dass die Gemeinde selbst als Akteur auftritt. Sie kauft das Bauland, welches mobilisiert werden soll, definiert die Entwicklungsziele und macht einen Aufruf an Interessierte, um in Form von (privaten) Baugemeinschaften (mehrere Familien, Singles, Betriebe…) die konkrete Umsetzung zu übernehmen. Die zur Verfügung stehenden Parzellen werden aufgrund der Qualität der Konzepte der Baugemeinschaften dann zuerteilt (wobei die Anzahl der Kandidaturen diejenige der Parzellen um ein Vielfaches übersteigt). Der Gewinn durch diese Vorgehensweise ist mehrfach:

BürgerInnen werden eingebunden, es besteht eine stärkere Gemeinschaft und eine Identifikation mit dem Viertel; Baupreise können gesenkt werden; die Gemeinde erzielt trotzdem einen gewissen Gewinn, den sie für Infrastrukturen investieren kann; die Planung erfolgt gemäß den Entwicklungszielen der Gemeinde u.a.m.

Nach Verständnisfragen und einer kurzen Pause bezogen dann auch offizielle Vertreter des Innen- und Nachhaltigkeitsministeriums Stellung zu dem Konzept. Minister Marco Schank äußerte sich sehr positiv und gab an, die neue Entwicklungsgesellschaft im Bereich des Wohnungsbaus würde hier neue Perspektiven für unser Land eröffnen. Romain Diederich, erster Beamter im Nachhaltigkeitsministerium (Abteilung Landesplanung) sagte u.a., das Modell könnte auch im Rahmen der 550 ha an Siedlungsflächen, die vom Landesplanungsministerium im Rahmen des “plan sectoriel logement” ausgewiesen werden sollen, genutzt werden. Arno van Rijswijck (Innenministerium) plädierte für andere Siedlungsformen, in der u.a. der öffentliche Raum aufgewertet werden könne.

Anschließend erfolgte eine anregende Diskussion. Zur Debatte stand, ob die Gemeinden überhaupt ausreichend  Möglichkeiten hätten, in den Besitz des Baulandes zu kommen. Dies wurde ausdrücklich vom Minister sowie den Beamten bestätigt. Es gäbe genügend Instrumente hierzu, u.a. im Rahmen des Gesetzes betreffend die Bebauung von 2004 sowie des “pacte logement”: man müsse sie nur nutzen.  Der Staat würde mit Hilfe der neu zu schaffenden nationalen Entwicklungsgesellschaft die Gemeinden in dieser Hinsicht tatkräftig unterstützen.

Was die eventuelle Konkurrenzsituation zwischen “privaten Baugemeinschaften” und Baupromotoren anbelangt, so können in Tübingen auch Promotoren kandidieren, um Parzellen zu erwerben: allerdings werden in einem Großteil der Fälle private Baugemeinschaften favorisiert, dies aufgrund innovativer Ideen.  Für Luxemburg wäre interessant zu erfahren, in wiefern Baupromotoren nicht einen Teil ihrer Siedlungsprojekte für private Baugemeinschaften öffnen könnten.

Per “Handzeichen” konnten die Anwesenden abschließend angeben in wieweit sie der Meinung wären, dass Luxemburg sich vom Modell Tübingen inspirieren sollte. Das Resultat war überragend: fast alle TeilnehmerInnen zeigten ihre Zustimmung, nur eine Person zeigte sich skeptischer.

Beim abschließenden “Patt” – der von der Gemeinde Strassen angeboten wurde (einen herzlichen Dank auch für die Bereitstelllung des Saales!) – wurde über die Übertragbarkeit des Tübinger Modells auf Luxemburg diskutiert. Man mag auf die weitere Entwicklung gespannt sein…