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Kréie mir d’Rudder nach erëmgerappt? Vilfalt vun der Biodiversitéit an eis Ekosystemer erhalen!

Die Vielfalt unserer Arten und Ökosysteme erhalten: Kann das Ruder noch herumgerissen werden?

…so das Thema der Konferenz am  14. November 2019 mit Josef Settele, Professor für Ökologie und Forscher am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, zu welcher der Mouvement Ecologique zusammen mit der ABIOL, dem Naturhistorischen Museum, natur&ëmwelt und der SNL eingeladen hatte.

Josef Settele leitete, als einer von drei Vorsitzenden, die Arbeiten rund um das „Global Assessment“, welches der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) im Mai dieses Jahres veröffentlichte. Der Bericht liefert eine Gesamtübersicht zum Zustand der biologischen Vielfalt und der Leistungen der Ökosysteme weltweit.

Das „Global Assessment“ kam unter anderem zum Schluss, dass weltweit über eine Million Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Ob es sich nun um 500.000 oder 2 Millionen gefährdete Arten handele hinge auch davon ab, wie viele Arten es weltweit insgesamt gäbe. „Eine Zahl die nur geschätzt werden könne“, so Settele. Die genaue Zahl wäre aber auch nebensächlich. Fest stehe, dass der Artenverlust heute zwischen 100 und 1000 mal schneller verläuft, als dies über die letzten paar Millionen Jahre der Fall war.

Während drei Jahren arbeitete Prof. Dr. Settele mit seinen zwei Co-Vorsitzenden  Prof. Sandra Díaz (Argentinien) und Prof. Eduardo S. Brondízio (Brasilien) und einem Team aus 145 Fachleuten (Lead Authors; Natur- und Sozialwissenschaftler) aus über 50 Ländern (mit mehr als 330 sogenannten Contributing Authors) an diesem Bericht.  Aus mehreren hunderttausend wissenschaftlichen und politischen Publikationen wurden circa 15.000 der Relevantesten ausgewählt, bewertet und in einen Zusammenhang gebracht. Während des zweistufigen Review-Prozesses wurden ca. 20.000 Kommentare unterschiedlicher Fachleute eingearbeitet. Darüber hinaus wurden in großem Umfang das Wissen indigener Völker und regionales Know-how einbezogen.

Zum Ende seines Vortrags, nahm Prof. Dr. Settele die Konferenzteilnehmer mittels Fotos und Anekdoten visuell und gedanklich mit in die Verhandlungssitzung in Paris, während der die 132 Mitgliedsstaaten des Weltbiodiversitätsrates IPBES den Bericht ein letztes Mal überarbeiten und schlussendlich verabschiedeten.

Des Weiteren berichtete Settele, dass er seit der Verabschiedung des Berichts sowohl von Politikern, als auch von der Industrie vermehrt zu offiziellen und inoffiziellen Gesprächen eingeladen wurde. Er wäre auch überrascht, in welchem Maße sich sogar die chemische Industrie bereits jetzt auf neue Produktionsformen und -wege (in sogenannten „Think Tanks“) vorbereiten würde. Auf die Frage hin, in wieweit die Europäischen Institutionen sich bezüglich der anstehenden Reform der gemeinsamen Agrarpolitik für das „Global Assessment“ interessiert haben, musste Prof. Settele jedoch eingestehen, dass man Ihn diesbezüglich leider noch nicht konsultiert habe. Die Erkenntnisse des Berichts wären aber auch für die Zukunft der Landwirtschaft sehr wichtig und sollten deshalb unbedingt bei der anstehenden Reform der europäischen Agrarpolitik berücksichtigt werden.

Besonders interessant waren auch die abschließenden Ausführungen von Josef Settele zur Rolle der Pollinisatoren,  im Besonderen der Insekten, in Bezug auf Nutzpflanzen und für die Natur im Allgemeinen.

Oben im Download-Bereich: Die Präsentation von Josef Settele: Das „globale Assessment“ des Weltbiodiversitätsrates (IPBES).

Hier können Sie sich den gesamten Vortrag als Video ansehen:

 

Der Referent:

Josef Settele begann 1982 sein Studium der Agrarbiologie[1] an der Universität Hohenheim. Seit 1993 arbeitet er am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ. Von 1997 und 2002 war er Privatdozent für Landschafts- und Agrarökologie an der Universität Hohenheim. Seit November 2002 ist er Hochschullehrer für
Ökologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Sein Spezialgebiet ist die Schmetterlingskunde (Lepidopterologie), wozu er mehrere Bücher schrieb. Josef Settele arbeitet zum Naturschutz und zur Evolution von Insekten. Er beschäftigt sich mit der biologischen Vielfalt in Abhängigkeit von der Landnutzung und hat massgeblich am Bericht des Weltbiodiversitätsrates mitgewirkt.