Naturschutz Land- und Forstwirtschaft
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Baumallee in der «Nei Avenue»: Mehrwert aus ökologischer, kulturhistorischer und urbanistischer Sicht muss sichergestellt sein!

Der Mouvement Ecologique begrüßt die Entschlossenheit, mit welcher das Nachhaltigkeitsministerium und die Stadt Luxemburg die weiteren Phasen des Tramprojektes in Angriff nehmen. Damit wird ein überzeugender Beitrag, sowohl zu einer bedarfsgerechten Verbesserung des öffentlichen Transportes wie auch zu einer neuen Urbanität geleistet.

Mit Erstaunen nimmt der Mouvement Ecologique jedoch zur Kenntnis, dass die Platanen- und japanische Kirschbaum-Allee in der “Nei Avenue” in diesem Zusammenhang abgeholzt bzw. ersetzt werden soll. Dies, so die offiziellen Aussagen, weil das Leitungssystem der Stadt saniert werden muss, sowie der Bau der modernen Stadtbahn technische Zwänge mit sich bringen würde, die eine Verlegung der Leitungen in den Straßenraum selbst unmöglich mache.

Es liegt auf der Hand, dass gerade einer Umweltbewegung, die sich sowohl für den Erhalt unserer natürlichen Kulturgüter als auch für eine moderne Mobilitätsplanung einsetzt, eine Stellungnahme in diesem Spannungsfeld besonders schwer fällt.

Eine Thematisierung dieser Problematik in einem früheren Stadium wäre einer sachlichen Diskussion und einem offenen Dialog zuträglich(er) gewesen und hätte gewährleistet werden müssen.

Insofern ist eine erste Reaktion des Mouvement Ecologique, die unbefriedigende Prozessgestaltung zu bedauern und sich gegen eine derartige Politikgestaltung unter Zeitdruck zu stellen.

Eine zweite Reaktion besteht darin, sich – wie in anderen Fällen auch – für den Erhalt einer bestehenden Allee einzusetzen: ältere Bäume haben immer einen Mehrwert gegenüber Neuplanzungen, das Fällen von Baumalleen sollte ein Tabu sein. Eigentlich müsste es technische Lösungen zur Verlegung der Leitungen geben, ohne dass eine Baumallee beseitigt werden muss. (*)

Der Mouvement Ecologique wird sich aber unter sehr konkreten und zwingenden Voraussetzungen nicht gegen eine Neugestaltung dieser Allee stellen, und dies aus folgenden Gründen:

  • Eine Neuanpflanzung bietet die Chance einer kulturhistorisch gerechteren Neugestaltung der Allee, die der historischen Gestaltung – u.a. der visuellen Fluchtlinien – entspricht, die vor der autogerechten Umgestaltung der Straße bestand. Somit kann ein kulturhistorischer und urbanistischer Mehrwert entstehen.
  • Platanen und japanische Kirchbäume können durch eine Baumart von einer höheren Wertigkeit aus Sicht der Biodiversität ersetzt werden, vor allem durch Linden, die ursprünglich diese Baumallee ausmachten.

Die Schaffung eines ökologischen und kulturhistorischen Mehrwertes sowie eine Verbesserung des Stadtbildes können deshalb diesen Eingriff rechtfertigen, dies jedoch nur unter folgenden Bedingungen:

  • Die Allee muss durch eine höherwertigere Allee aus Biodiversitätssicht ersetzt werden, sprich optimalerweise durch eine Lindenallee, so wie dies auch “früher” der Fall war. Es muss ein merklicher Vorteil aus kulturhistorischer Sicht – durch weitgehende Wiederherstellung des Stadtbildes – entstehen, der die Zustimmung der zuständigen Akteure auch aus dem Denkmalschutzbereich erfordert.
  • Vor jeder definitiven Entscheidung ob Bäume verpflanzt oder gefällt werden, erwartet der Mouvement Ecologique, dass eine – von allen Seiten akzeptierte – nachvollziehbare Analyse vorgelegt wird, welche Bäume „verpflanzbar“ sind und welche nicht.
  • Auf keinen Fall darf mit den Arbeiten begonnen werden, bevor alle Details der Neugestaltung der Avenue vorliegen und das Timing der Umsetzung der Neuplanzungen verbindlich festgehalten wird.

Alleen sind ein äußerst wertvolles Kulturgut, und auch seitens der UNESCO als Kulturerbe definiert.  Dies gilt auch und gerade für ältere Bäume, wie die betroffenen Platanen. Sie prägen ein Stadtbild, das Bewusstsein von Menschen und spiegeln de facto auch die Geschichte eines Landes wieder.

 

(*) Es werden von der Stadt Luxemburg und dem Ministerium technische Zwänge angeführt, warum die bestehende Allee nicht erhalten werden kann bzw. die Bäume nicht, wie in anderen Fällen auch, zeitweise verpflanzt werden können. Es ist für Nicht-Fachleute schwer zu bewerten, ob hier wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. Eigentlich müsste es doch mit der heutigen Technik möglich sein, Leitungen so zu verlegen und zu gestalten, dass auch ein Arbeiten an diesen möglich ist, ohne oberirdische Aktivitäten zu beeinträchtigen.